Veronika Fischer feiert Geburtstag Die deutsch-deutsche "Vroni" wird 60
Von Sophia-Caroline Kosel
Berlin (dpa). Seit 40 Jahren steht sie auf der Bühne – und am liebsten immer noch zwischen Ostsee und Erzgebirge. Veronika "Vroni" Fischer, eine der beliebtesten Sängerinnen der DDR, wird am Donnerstag 60 Jahre alt.
Mit "Auf der Wiese" schaffte sie auf Anhieb den Sprung in die Herzen ihrer Fans zwischen Ostsee und Erzgebirge. Und auch zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall wird die Sängerin Veronika Fischer umjubelt – vor allem im Osten Deutschlands, obwohl sie schon zu DDR-Zeiten im Westen mehrere Alben veröffentlichte und ihre Songs heute dort in großen Radiosendern laufen. Im 40. Bühnenjahr blickt "Vroni", wie das Publikum sie nennt, auf eine ungewöhnliche deutsch-deutsche Karriere zurück. Noch immer spielt sie alle zwei Jahre ein neues Album ein. Am 28. Juli feiert die im thüringischen Wölfis geborene Sängerin ihren 60. Geburtstag.
Schon als Schülerin trat sie mit ihren Schwestern bei einem Talentwettstreit auf. 1971 schließlich begann Veronika Fischer – noch als Gesangsstudentin an der Dresdner Musikhochschule – ihre Profikarriere. Sie stand zunächst bei der Fred-Herfter-Combo, der Stern Combo Meißen und bei Panta Rhei am Mikrofon. Nach dem Staatsexamen als Solistin für Chanson und Musical gründete die junge Musikerin mit den blonden langen Haaren 1974 ihre erste eigene Gruppe: Veronika Fischer Band. Ein Jahr später erschien das Debütalbum mit dem fröhlichen Hit "Auf der Wiese".
"Die 70er Jahre waren spannende Zeiten, sehr experimentell. Tabus wurden gebrochen", sagt sie rückblickend. "Wir konnten Musik so machen, wie wir wollten." Aber schnell wurde es der Sängerin, die eine Chanson- und Musicalausbildung hat und Preise bei Internationalen Schlagerfestivals der sozialistischen Länder gewann, im Ostblock zu eng. "Ich war im gesamten sozialistischen Ausland außer in der Mongolei. Aber Angebote aus Mexiko und Kanada konnte ich nicht annehmen."
Dann kehrte ihr Komponist Franz Bartzsch nach einem Auftritt in Westberlin nicht in die DDR zurück. "Seine Lieder durften nicht mehr gespielt werden. Das war eine berufliche Katastrophe." Daher blieb auch die beliebte Sängerin in Westberlin. "Ich habe meine Freunde und meine Familie nicht gerne verlassen", sagt sie, aber auch: "Ich hatte sofort einen Vertrag für drei Platten in der Tasche, und es ging relativ schnell musikalisch weiter." Was die Künstlerin mit ihrer Drei-Oktaven-Stimme bei ihren Konzerten biete, sei vom Allerfeinsten, lobten Kritiker sie in ihren Anfangsjahren im Westen.
Der schönste Moment ihres Lebens war dennoch die Wiedervereinigung – weil sie nun auch wieder in ihrer Heimat auftreten konnte. Schon einen Tag nach dem Mauerfall kehrte sie als Künstlerin in die DDR zurück – in der Fernsehsendung "Showkolade". "Im Westen ist das Publikum anders – untreuer und geschmacklich anders", meint sie. Zudem gebe es dort nur kleine Clubs oder ganz große Konzerthallen. Sie liebe es aber, vor etwa 1000 Zuhörern zu singen – und das gehe nur im Osten.
Statt 250 Auftritten im Jahr wie in der DDR hat sie nun einige Dutzend; vor allem im Osten. Derzeit spielt Fischer ihr 21. Album ein, mit einigen ihrer bekannten Songs und neuen Liedern. "Da kriegen die Ossis was Neues und die Wessis alles, was ich Schönes gemacht habe", sagt die in Berlin lebende Thüringerin. Das Album werde sehr modern, da sie es auch mit einem 28-Jährigen zusammen produziere. Sie hat das Team "Valicon" engagiert, das unter anderem Lena Meyer-Landruts "Satellite" produzierte und mit Silly und Silbermond zusammenarbeitet.
Liebe, Sehnsucht und Verlassensein prägten schon immer Veronika Fischers Lieder, aber auch Karriere und Umweltzerstörung. Der Lieblings-Song aus ihrem eigenen Repertoire stammt aus den 70er Jahren: "Dass ich eine Schneeflocke wär" (1975). Zu Hause hört die Sängerin gerne klassische Musik – "für das Wohlgefühl -", sie mag aber auch Sting, Zucchero, Prince, Annie Lennox und Aretha Franklin.