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Im Literaturhaus Magdeburg sind Texte, Grafiken und Plastiken des Künstlers ausgestellt Die Doppelbegabung des Wieland Förster

Von Klaus-Peter Voigt 08.06.2012, 03:21

Kurz gesagt handelt es sich bei der jüngsten Exposition im Magdeburger Literaturhaus um einen Glücksgriff. Zum dritten Mal nach der Wende stellt Wieland Förster in der Landeshauptstadt aus. Im Geburtshaus Erich Weinerts sind bis zum 22. Juni Texte, Grafiken und Plastiken zu sehen.

Magdeburg l "Doppelbegabungen" heißt die Reihe des Vereins der Bibliophilen und Grafikfreunde. Für Förster trifft der Titel voll und ganz zu. Neben der klassischen bildenden Kunst widmet er sich dem Schreiben. Gedanken zu Papier bringen, das reizte ihn schon immer. 14 Bücher sind inzwischen aus seiner Feder erschienen. Das jüngste heißt "Seerosenteich - Autobiografie einer Jugend in Dresden 1930-1946".

Alle Formen habe er bedient, sagt der heute in Oranienburg Lebende. Erzählungen, Gedichte oder Theaterstücke seien entstanden. Der größte Schatz allerdings sind 160 Tagebücher, die Förster akribisch führt. Allerdings gebe es in der Gegenwart mitunter kleine Pausen, das wäre dem Alter geschuldet, lautet die fast verlegene Erläuterung.

Wieland Förster wurde 1930 in Dresden geboren und war von 1946 bis 1950 in einem sowjetischen Speziallager in Bautzen inhaftiert. Anfang der 1950er Jahre studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Ab 1974 gehörte der Bildhauer der Akademie der Künste der DDR an und war 1991 Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Nie wollte der bekennende Einzelgänger angepasst sein, immer ein wenig Quertreiber und nennt sich selbst einen "stillen Anarchisten".

Ganz besondere Beziehungen hat Förster zu Magdeburg. Die sind ganz unterschiedlicher Art. In der Haft lernte er einen Kameraden aus der Elbestadt kennen. Dessen Eltern galt ein Besuch nach seiner eigenen Entlassung, um sie über die Lage ihres Sohnes zu informieren. Eine Freundschaft entstand daraus, die bis heute Bestand hat.

Plastische Arbeiten aus der Sammlung des Kunstmuseums

Für das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen schuf der Bildhauer eine Tür. Sie fand ihren Platz an einem eher stillen Ort, den man entdecken muss. Menschliche Körper, zeitlos, aus ihrer Anatomie heraus lebend, prägen die Arbeit, die 1988 eingebaut wurde.

Das Figürliche in Försters Arbeiten zeugt von handwerklichem Können. Porträts gehören dazu, aus denen schließlich eigenartige, aber wundervolle Stelen wurden. Auslöser für dieses ungewöhnliche Herangehen war der Ärger über Museen und Galerien, die dreidimensionale Bildnisse nach Lust und Laune präsentierten. Besonders peinlich fand der Bildhauer das bei einer Büste von Felsenstein, die ihm besonders am Herzen lag. "Oft wurden diese Dinge falsch aufgestellt, mal zu hoch und dann wieder zu niedrig", ärgert sich Förster bis heute. Eigentlich aber solle doch der Betrachter dieses Gegenüber auf Augenhöhe erleben.

Aus der Sammlung des Kunstmuseums kommen die plastischen Arbeiten der aktuellen Schau. Dort fanden viele Stücke zu DDR-Zeiten ihren Platz. Die Grafiken, darunter viele Landschafts- und Architekturdarstellungen, mussten aus dem Atelier des Künstlers nach Magdeburg geholt werden. Ein herrlicher Überblick zum Gesamtschaffen eines Künstlers, der 2007 der bildenden Kunst ohne Wehmut Valet sagte und seinem Vorhaben, kein Werk mehr zu schaffen, bis heute treu geblieben ist.

"Eine Arbeit wäre allerdings noch zu haben", sagt Wieland Förster mit einem Augenzwinkern. Im Fischereihafen Altona steht seit 2006 seine Skulptur "Die Elbe" mit der 1,60 Meter hohen und 750 Kilogramm schweren Bronze soll die Verbindung zwischen Hamburg und Dresden symbolisiert werden. Drei Jahre später erhielt der Dresdener Stadtteil Laubegast einen zweiten Abguss. Nun existiert noch ein drittes Exemplar. Würde Magdeburg sich dafür einsetzen und engagieren, wäre der Deal zu machen. An einem Platz an der Elbe dürfte es kaum fehlen, ist sich deren Schöpfer sicher.