Magdeburger Galerie Himmelreich zeigt jüngste Arbeiten von Hartwig Ebersbach Die Lust, sich von der Welt zu entfernen
Der "Vater der DDR-Wilden" ist in Magdeburg. Nach zwei Ausstellungen im Kloster Unser Lieben Frauen 1992 und 2002 hat der Leipziger Maler Hartwig Ebersbach die Galerie "Himmelreich" für die Präsentation aktueller Arbeiten ausgewählt.
Magdeburg. l Diese kommen nicht nur frisch aus dem Atelier, sie zeigen eine ganz neue Seite ihres Schöpfers. Bis zum 2. März kann die überraschende Schau "Heimweh" besucht werden. Der Weg ins domnahe Refugium lohnt auf jeden Fall.
Selbst aus der Bundeshauptstadt scheuten Galeristen die Reise an die Elbe nicht. Man könnte allein wegen dieses Interesses die Personalausstellung einen Geheimtipp nennen. Ebersbach nahm sich des für ihn kleinen Formates an. Die riesigen Blitzbilder, die vor einem Dezennium neben anderen im Kloster zu sehen waren, hätten keine Chance im Himmelreich gehabt. Nennt man es Neubesinnung, Suche nach dem Ursprung?
Der Maler räumt selbst ein, an die Wurzeln zu wollen, dorthin, wo alles begann. Im Einladungstext zur Schau verrät er seine Gedanken: "Und doch ist da auch nach langer künstlerischer Arbeit mit schönen Erfüllungen und tiefen Zweifeln, auch mit einigen finalen Ergebnissen, ein spürbar schwerer Weg, alles hinter sich zu lassen. Ende oder Neuanfang? Es klingt Melancholie mit, wenn ein gestandener Künstler die Heimkehr "nach vielen Lebensprüfungen" postuliert. Im eigenen Garten, unter der Wirkung des Herbstlichtes kam der Drang nach Landschaftsmalerei. Bäume, Koniferen und die Mittagswiese fesseln ihn, der sonst in üppiger Verschwendung seine Träume auf die Leinwand brachte.
Mit Füßen, Pinsel und Spachtel hantierte er auf der Fläche, übte sich in Opulenz. Spontanität zählte dabei, die Improvisation der Gedankenwelt. Mit den Blitzbildern empfand Ebersbach Lust zum Aufstieg, zum Entfernen von der Welt. Nachdenklich lautet damals die Feststellung: "Wie ich da wieder auf die Erde komme, weiß ich noch nicht." In der Gegenwart scheint die "Rückkehr" gelungen, einfühlsam und sensibel.
Dabei prägte vor allem das Motiv des Kaspars seit jeher die Arbeiten des 1940 in Zwickau geborenen Malers. Die Figur wurde im Laufe der Zeit zu einer Art Leitfigur. In den Werken entwickelten sich märchenhafte und mythische Darstellungen. Ebersbach studierte zwischen 1959 und 1964 an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Zu seinen Lehrern gehörte unter anderem Bernhard Heisig.
Anfang der 1980er Jahre übernahm er selbst einen Lehrauftrag für experimentelle Kunst an der Schule und arbeitete etwa zur gleichen Zeit mit der experimentellen Gruppe "37,2" in Leipzig zusammen. 1992 gehörte er zu den Gründern der Freien Akademie der Künste zu Leipzig und wurde 1996 Mitglied der sächsischen Akademie der Künste und der Berliner Akademie der Künste.
Geblieben sind in der Magdeburger Schau die dicken Farbschichten, eine Abstraktion des Gesehenen und die Fülle der Eindrücke. Aber Ebersbach wagte die Veränderung. Solch ein Wandel zeigt den Mut, die eigene Courage zu überwinden, wie er sich selbst eingesteht. Expressiv bleiben die Arbeiten, die sich viel eindeutiger als früher an der Umwelt orientieren.