Am Donnerstag startet "Kill me, please" in den deutschen Kinos / Nächste Woche im Moritzhof Die Möglichkeiten, glücklich zu sterben
Das Thema Sterbehilfe ist ein Diskussions-Dauerbrenner, an dem sich die Geister scheiden. Regisseur Olias Barco hat daraus einen Film gemacht, der zwischen Satire und Drama schwankt und damit auf einem Grat wandert, von dem er hin und wieder abrutscht.
Magdeburg l "Kill me, please" schafft es über weite Strecken, den Zuschauer über etwas lachen zu lassen, über das man normalerweise nicht lachen kann, will oder darf - den Selbstmord. In der französisch-belgischen Produktion betreibt Dr. Kruger (Aurelien Recoing) eine Klinik, in der unter ärztlicher Aufsicht professionell gestorben wird - aus unterschiedlichsten Gründen und mit unterschiedlichsten letzten Wünschen.
Da ist beispielsweise ein junger Mann, der schon als Kind sterben wollte, es aber immer wieder vergeblich versucht hat. Er würde gern während einer kleinen Rambo-Inszenierung inmitten einer imitierten Dschungellandschaft ableben. Wenn seine Kameraden ringsherum von Minen zerfetzt werden.
Ein anderer nutzt die nach der Gifteinnahme verbleibenden drei Minuten Lebenszeit, um noch einmal die Schönheit eines unbekleideten jungen weiblichen Körpers zu erkunden. Ein dritter schließlich wünscht sich als Henkersmahlzeit genau jenes Menü, das er einst mit seiner Frau in einem Pariser Restaurant genossen hatte.
Der Regisseur inszeniert ein buntes Panoptikum trauriger, kauziger und tragikkomischer Typen, die schwer krank, psychisch labil oder einfach lebensmüde sind. Gemeinsam ist ihnen neben dem Todeswunsch eigentlich nur ein gewisser materieller Wohlstand, der den Aufenthalt in der Klinik überhaupt erst ermöglicht.
Denn umsonst gibt\'s den betreuten Tod natürlich nicht. Und sterben darf von der Hand Dr. Krugers auch nur, wer dafür einen triftigen Grund angeben kann ... Peinlich überwacht wird er dabei von einer Finanzbeamtin, die in Gesprächen mit den "Patienten" versucht, dunkle Machenschaften des Klinikleiters aufzudecken.
Beim Betrachten des Mit- und Gegeneinanders der Klinik-Insassen schwankt der Zuschauer zwischen Amüsement und Mitleid. Wenn eine gealterte Diva den Klinik-Direktor bittet, sie zum Abschied vor allen Patienten, den Pflegern und möglichst noch den Bewohnern des nahegelegenen Dorfes oder wenigstens der Freiwilligen Feuerwehr die Marseillaise singen zu lassen, ist dies gleichermaßen komisch wie rührend.
Auf diese Weise rutscht der Film von der laut Presseheft postulierten "tabulosen schwarzhumorigen Farce" ins Kitschige, weil eben die angekündigte Tabulosigkeit und Bösartigkeit nicht konsequent eingehalten werden.
Diese dramaturgische Unentschlossenheit könnte man ebenso als Manko sehen, wie als Rückkehr zur handelsüblichen Betrachtungsweise des Themas: Mitgefühl. Wie labil die vermeintlich ungebrochene Todessehnsucht sein kann, offenbart sich, wenn im Lauf der Handlung plötzlich scharf auf die Klinikinsassen geschossen wird - hinterrücks und zunächst ohne erkennbaren Grund und Täter. Auf diese Weise wird einigen Protagonisten ihr sehnlichster Wunsch schneller erfüllt, als sie zu hoffen wagten.
Ungeachtet der Schwächen von "Kill me, please" bleibt letzten Endes ein Film, der den Betrachter auf unterschiedlichste Weise berührt.
Und dies nicht nur, weil er die Endlichkeit des individuellen Seins und den Wunsch, es zu beenden, mit einer in dieser Form tatsächlich tabulosen Radikalität und Sichtweise ins Bild setzt. Das persönliche Leid, der körperliche Schmerz oder ein kranker Geist - die Gründe, seinem Leben ein Ende setzen zu wollen, provozieren beim Zuschauer konträre Gefühle.
Dass man über die skurrilen Gestalten schmunzeln muss, ist nicht nur ein Verdienst des Regisseurs, sondern auch der überzeugend agierenden Protagonisten. Unterstützt wird die Düsternis des Themas durch Farbwahl des Filmmaterials: Schwarz-Weiß.
Deutschlandweit startet "Kill me, please" am Donnerstag in deutschen Studiokinos, im Magdeburger Moritzhof läuft er ab dem 24. Mai.