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Kostbarkeiten der Otto-Ausstellung Die Sensation unter der Treppe

31.08.2012, 03:34

Bis zum 9. Dezember ist im Kulturhistorischen Museum Magdeburg die Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich - Kaisertum von der Antike zum Mittelalter" zu sehen. Die Volksstimme stellt Kostbarkeiten dieser Ausstellung in einer Serie vor. Heute: die kaiserlichen Insignien vom Palatin.

Von Ellen Horstrup

Magdeburg l Bei Ausgrabungen in Rom am nordöstlichen Hang des Palatins in der Nähe des Kolosseums machten Archäologen im Jahr 2005 einen sensationellen Fund. Er ist in der Magdeburger Landesausstellung erstmals in Deutschland zu sehen.

Unter einer Treppe verborgen fanden die Wissenschaftler zunächst eine Pappelholzschatulle. Als sie diese vorsichtig öffneten, versprach schon der Seidenstoff, in dem in der Schatulle mehrere Gegenstände eingeschlagen worden waren, dass dort etwas Kostbares liegen musste.

Was die Archäologen aus dem Seidenstoff bargen, gab jedoch zunächst Rätsel auf. Neben mehreren prunkvollen Lanzenspitzen waren es besonders die gläsernen Kugeln, die zunächst Rätsel aufgaben. Ein Vergleich mit Abbildungen römischer Kaiser allerdings erbrachte die Gewissheit: Die Kugeln schmückten einst die Zepter eines römischen Kaisers. Damit war die Sensation perfekt, denn kaiserliche Insignien aus der römischen Antike kannten die Wissenschaftler bisher nur aus Abbildungen.

Wer war nun der Kaiser, der einst diese Insignien seiner Macht getragen hatte und warum musste er diese verbergen? Auch auf diese Frage fanden die Archäologen eine Antwort. Die Analyse der Fundschicht ergab, dass diese in den Anfang des 4. Jahrhunderts datiert werden kann. In diesen Jahren fand eine weltberühmte Schlacht vor den Toren Roms statt, in die zwei Kaiser verwickelt waren. An der Milvischen Brücke standen sich am 28. Oktober 312 die beiden römischen Kaiser Konstantin und Maxentius gegenüber. Kaiser Konstantin gewann diese Schlacht und ging als Konstantin der Große in die Geschichte ein, sein Gegner dagegen verlor vor den Toren Roms sein Leben. Vermutlich gehörten die Insignien daher Kaiser Maxentius und wurden von den Vertrauten des Getöteten unter der Treppe verborgen.

Der Sensationsfund ist vollständig noch bis Mitte Oktober in der Ausstellung zu sehen.