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Kostbarkeiten der Otto-Ausstellung Die zarte Schönheit der Sieghaftigkeit

13.10.2012, 01:10

Bis zum 9. Dezember ist im Kulturhistorischen Museum Magdeburg die Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich - Kaisertum von der Antike zum Mittelalter" zu sehen. Die Volksstimme stellt Kostbarkeiten dieser Schau in einer Serie vor. Heute:

Die Bronzestatuette der Siegesgöttin Victoria.

Von Ulrike Theisen

Magdeburg l Ein eigentümlich bezauberndes Exponat der Landesausstellung ist die 63 cm große Bronzestatuette der Siegesgöttin Victoria. Die Göttin balanciert mühelos, lediglich auf dem linken Fußballen stehend, auf dem Himmelsglobus. Beide Arme sind wie zum Tanz über den Kopf erhoben, die aufgestellten Flügel ragen weit über die Figur hinaus. Wie im Flug bauscht sich das durchscheinende Gewand nach hinten und umspielt die zarten Körperformen. Die Augen, die Gewandnadeln und der Gürtel der Statuette sind in Silber eingelegt.

Die Sieghaftigkeit stellte das wichtigste Legitimationssymbol der römischen Kaiser dar. Die Darstellung der Siegesgöttin Victoria zählte neben Bildnissen, die den Kaiser als triumphierenden Militär zeigen, zu den Gestaltungsformeln, mit deren Hilfe die Sieghaftigkeit der Kaiser eindrucksvoll in Szene gesetzt werden konnte. So lässt Augustus 29 v. Chr., anlässlich seines dreifachen Triumphes, eine in Tarent erbeutete Skulptur der Victoria auf der Himmelskugel im Senatsgebäude, der Curia Iulia, aufstellen. Fortan tagte der Senat also in Gegenwart der persönlichen Siegeshelferin des Augustus. Die Statue selbst ist nicht erhalten geblieben, doch überliefern uns zahlreiche Münzbilder ihr Aussehen. In der Victoria von Tarent vermutet man das unmittelbare Vorbild für die Bronzestatuette, die nach ihrem Auffindungsort Victoria von Fossombrone genannt wird.

Der ursprüngliche Aufstellungsort der Statuette ist nicht bekannt. Gut belegt ist aber die Verbindung der Siegesgöttin mit überlebensgroßen Götter- oder Kaiserstatuen, bei denen sie häufig auf der vorgenommenen rechten Hand stand.