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Flugschriften im Wert von 60000 Euro aus der Vitrine entwendet / Polizei verdächtigt Jugendgruppen Diebe stehlen wertvolle Luther-Schriften in Eisenach

15.07.2013, 01:23

Eisenach (dpa) l Drei originale Luther-Schriften haben unbekannte Täter aus einer einfach verschraubten Vitrine im Lutherhaus Eisenach entwendet. Die Täter drückten nach Angaben der Museumsleitung an der Rahmenkonstruktion der Vitrine eine Scheibe zur Seite. Der materielle Wert der Beute werde auf etwa 60000 Euro geschätzt, teilte die Polizei Eisenach am Wochenende mit. Es handele sich um die Flugschriften "An den Christlichen Adel deutscher Nation" aus dem Jahr 1520, "An die Radherrn aller stedte" von 1524 sowie die "Lutherpredigt, das man Kinder zur Schulen halten soll" von 1530.

Die Drucke wurden nach Angaben der Polizei am Freitag zwischen 10 und 14 Uhr gestohlen. Zu dieser Zeit hielten sich laut Polizei auch zwei Jugendgruppen, vermutlich aus Schweinfurt, im Lutherhaus auf. Die Polizei bat deren Betreuer, sich bei ihr zu melden. Sie bat zudem die Bevölkerung um Hinweise, wem etwas Ungewöhnliches zur Tatzeit aufgefallen ist. Der wissenschaftliche Leiter des Lutherhauses, Jochen Birkenmeier, sprach "von einem ganz herben Verlust, der nicht ohne weiteres zu ersetzen ist. Es handele sich zwar um Drucke. Doch seien die Flugschriften Unikate, da sie handschriftliche Eintragungen von Zeitgenossen enthielten. Ein Verkauf der Schriften sei sehr schwer. "Kein seriöser Händler wird sich darauf einlassen", sagte der Wissenschaftler.

Der Reformator Martin Luther (1483-1546) war einige Jahre Schüler der Pfarrschule zu St. Georgen in Eisenach und lebte in dem Fachwerkgebäude, das heute Museum ist. Später übersetzte er als Junker Jörg auf der nahen Wartburg die Bibel ins Deutsche.

Das Lutherhaus in Eisenach ist eines der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser der Stadt. Der spätere Reformator Martin Luther (1483-1546) soll dort während seiner Schulzeit an der Pfarrschule zu St. Georgen drei Jahre bei der Familie Cotta gewohnt haben. Seit 1898 konnten im Obergeschoss die beiden Lutherstübchen besichtigt werden. Die Ausstellung im Gebäude soll Besucher mit Leben und Werk des Kirchenreformers bekanntmachen. Bis zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 soll das Haus um einen Anbau erweitert werden. Meinung