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Digitalisierung Eigene App für das Heinrich-Schütz-Haus

In das einstige Haus von Heinrich Schütz in Weißenfels sollen mehr Besucher kommen. Eine besondere Rolle spielen dabei digitale Medien.

16.01.2019, 09:39

Weißenfels (dpa) l Das Museum Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels (Burgenlandkreis) steht vor neuen Aufgaben. Mit Hilfe neuer Medien sollen die Musik und die Persönlichkeit des Barock-Komponisten einem größeren Publikum bekannt werden.

Die Musik von Schütz entstand vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Die Stücke sollten die Zeitgenossen aufbauen und wieder froh machen, wie Maik Richter, wissenschaftlicher Mitarbeiter und verantwortlich für das Museum, erläuterte. Und heute? "Diese sehr spirituelle 300 Jahre alte Musik muss im 21. Jahrhundert über digitale Medien bei den Leuten ankommen", sagte Richter. "Bildlich gesprochen: Die Besucher des Schütz-Hauses sollen mit Hilfe der Technik, wie in einer Wohlfühloase, in dieser alten Musik baden".

Im Rahmen der Museumspädagogik beginnt im Frühjahr das Projekt "Schütz macht Schule – digitales Klassenzimmer im Heinrich-Schütz-Haus". Es ist ein gemeinsames Projekt des Weißenfelser Schütz-Musikvereins und der Kulturstiftung des Bundes. "Dazu wird es eine App geben, die nur auf den Tablets in unserem Hause zu benutzen ist", sagte Richter. Auch Schülern, die keine Noten lesen können, biete diese Plattform eine kreative Möglichkeit, sich mit alter Musik zu beschäftigen.

Ebenso ist eine schrittweise Digitalisierung der im Haus lagernden 151 Musikhandschriften geplant. Die Manuskripte sind eine Dauerleihgabe der Marienkirche Weißenfels und stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Sie wurden damals von Kantoren zusammengetragen. Darunter sind etliche Raritäten, beispielsweise eine Handschrift von Johann Sebastian Bach (1685-1750), die erst 2013 entdeckt wurde. Unter den Objekten befinden sich auch Manuskripte des Bach-Schülers und Thomaskantors Johann Friedrich Doles (1715-1797). "Geplant ist, die Manuskriptdateien in den nächsten Jahren im Netz allen Menschen zugänglich zu machen", sagte Richter.

Als Fernziel soll zum 350. Todestag von Schütz im Jahr 2022 ein Anbau zum Museum entstehen. Das Gebäude wird den Angaben zufolge für die museumspädagogische Arbeit, Konferenzen und Workshops benötigt.

Das Schütz-Haus hat jährlich 25 bis 30 Veranstaltungen, Schwerpunkt 2019 sind die Britischen Inseln. Am 23. März gibt es das Konzert "The Lady's Cup of Tea", eine Mischung aus Folklore aus Irland und Cornwall und barocker Kammermusik. Veranstaltungshöhepunkt ist das "Heinrich-Schütz-Musikfest" vom 4. bis 13. Oktober. Traditionell wird die Veranstaltung vom Verein Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen als Drei-Länder-Festival in den Schütz-Städten Bad Köstritz, Gera, Weißenfels, Zeitz und Dresden veranstaltet.

In das Schütz-Haus kamen Richter zufolge im vergangenen Jahr 4609 Besucher, 2017 waren es 4471. Für die nächsten Jahre hoffen die Verantwortlichen auch wegen der neuen Angebote auf ein Besucherplus.