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Premiere des Balletts Magdeburg am Opernhaus Don Quichottes Erlebnisse als getanzte Abenteuertour

04.10.2011, 04:45

Mit sich recht zufrieden ist Don Quichotte. Er hat aktiv mitgewirkt, dass die schöne Kitri und der ebenfalls schöne junge, aber arme Basile ein Paar werden können. Er macht sich nun wieder auf den Weg in die Ferne, um "seine Dulcinea" zu finden. Das Ballett "Don Quichotte" von Ludwig Minkus erlebte im fast ausverkauften Magdeburger Opernhaus am Sonnabend eine mit stehenden Beifallsstürmen und Bravorufen aufgenommene Premiere.

Von Helmut Rohm

Magdeburg. Don Quichotte ist hier nicht der "Ritter von der traurigen Gestalt", kein komisch-lächerlicher Kauz. In Gonzalo Galgueras Inszenierung - mit dem 1869 in Moskau uraufgeführten Ballett hat er sich für einen Klassiker zum Spielzeitauftakt entschieden - kommt Don Quichotte als durchaus ernstzunehmender und stolzer Visionär daher, dessen im Inneren schlummernde Träume aus ihn herausbrechen. Mit Michael Ihnow aus Berlin als Gast verpflichtete der Magdeburger Ballettchef einen langjährigen Freund, einen vorzüglichen Künstler für die Titelrolle.

Don Quichotte ist eigentlich der Landadelige Alonso Quijano, dem beim Lesen eines Ritterromans die Vision von der Entführung seiner Traumfrau Dulcinea erscheint. Er identifiziert sich mit dem Romanhelden Don Quichotte, lässt sich von seinem ewig trippelnden Diener Sancho Pansa (Joachim Bachmann) zum Ritter schlagen. Sie machen sich auf die Reise. Die Zuschauer werden auf diese Abenteuertour mitgenommen. Und hier und da grüßt auch der schelmisch-humorvolle Blick.

Die beiden werden begleitet auch von einer lebensfrohen und effektvollen Musik mit spanischem Flair und eigentlich im Spanischen weniger angesiedelten Walzern. Sie wurde vom Orchester unter Michael Lloyd in dieser lebensfrohen Stimmung und in bester Abstimmung mit den Tänzern präsentiert.

Sie erzählen klar nachvollziehbar diese ein bisschen auch heutige Geschichte: Zwei lieben sich. Lucia You Gonzalez (als Kitri) und Viacheslav Tyutyukin (als Basile) lassen alle ihre Freunde an ihrem Glück Anteil haben. Soli und Pas de Deux, Spitze, Sprünge und Pirouetten als Ausdruck purer Lebensfreude sind etwas für Herz und Gefühl - vorzüglicher klassischer Tanz, den das Publikum stets mit viel Beifall honoriert. Freunde, Zigeuner und Toreros, bekunden in schönen farblich harmonisch abgestimmten Kostümen (Stephan Stanisic) mit packenden Tänzen ihre Freude. Juan León hat ein Bühnenbild zwischen Realismus und träumerischer Inspiration gestaltet.

Ende gut, alles gut? Erst später: Denn Vater Lorenzo (Bastian Früh) möchte Gamache zum Schwiegersohn haben. Köstlich gestaltet Nicola Miritello diesen gockelhaft überzogenen Reichen. Was tun? Don Quichotte kommt und greift ein. Das junge Paar kann fliehen. Dabei erwarten sie und die Zuschauer faszinierende getanzte Abenteuer.

Don Quichotte erlebt im Traum in ebensolchen traumhaften Requisiten Kämpfe gegen die bekannten Windmühlen, trifft wunderschöne und schön tanzende Elfen, glaubt dort Kitri und "seine" Dulcinea (Veronika Zemlyakova) zu erkennen. Der Traum ist aus. Er, Sancho Pansa und das junge Paar gehen zurück nach Hause - wieder ein großes Tanzfest. Ein effektvoller Trick macht auch Lorenzo "gefügig". Nun ist alles gut.

Noch einmal brillieren Kitri und Basile mit tollen und temposteigernden Soli und einem zauberhaften kurzen Pas de Deux. Don Quichotte nickt erhaben. Und macht sich auf seine weitere Reise, Sancho Pansa trippelt hinterher ...

Nächste Aufführung: 9. Oktober, 16 Uhr.