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Vierteiliges und mehrjähriges Projekt des Anhaltischen Theaters Dessau beginnt mit "Götterdämmerung" am 12. Mai "Ein besonderer Ring, den man nirgendwo anders sehen kann"

Von Helmut Rohm 26.03.2012, 03:28

Dessau-Roßlau l Das große goldfarbene Logo ist optisch sehr auffällig. Der Schriftzug "Der Ring des Nibelungen in der bauhausstadt dessau" ist markant zu erkennen. Beides ziert beidseitig großflächig einen neuen Reisebus der Dessauer Verkehrs GmbH. "Er wird in Deutschland, auch europaweit, vom neuen großen Projekt des Anhaltischen Theaters Dessau künden", freut sich der DVV-Geschäftsführer Hans Tobler.

Es freuen sich viele - natürlich auch der Generalintendant des Theaters, André Bücker. Am 12. Mai wird das vierteilige und mehrjährige Projekt "Der Ring des Nibelungen" mit der Premiere der "Götterdämmerung" begonnen.

"Unsere Inszenierungsreihenfolge folgt der Entstehungsgeschichte des Librettos der Tetralogie", erläutert Regisseur André Bücker, für den dieses "Grand-Projekt" seine überhaupt erste Wagner-Inszenierung ist. "Wir zäumen den Ring von hinten auf, wenn man es landläufig formuliert", sagt Bücker. Es folgen "Siegfried", "Walküre" und "Rheingold". Sein Blick voraus: "Vom 13. bis 17. Mai 2015 wird es zum "Elbmusikfest" in Dessau-Roßlau die erste komplette Aufführung geben.

Theater setzt auf überregionale Aufmerksamkeit

"Wir möchten mit diesem Ring-Projekt in Dessauer Prägung ein Zukunftssignal für Dessau und die Region sowie mit überregionaler Aufmerksamkeit setzen", erklärt Generalintendant Bücker.

Die Idee für diesen "Ring" wurde im Jahr 2010 geboren. Seit gut einem halben Jahrhundert war "Der Ring des Nibelungen" nicht mehr in Dessau zu erleben. Zuletzt brachte der damalige Intendant Willy Bodenstein den Zyklus 1954 auf die Bühne.

André Bücker ist mehrfach gefragt worden, ob es denn richtig sei, in der Zeit der vielen Finanzdiskussionen ein solch anspruchsvolles Projekt anzugehen. Seine Antwort: "Gerade jetzt muss man zeigen, was man kann, was man zu leisten in der Lage ist."

Für den "Wagner-erfahrenen" Generalmusikdirektor Antony Hermus sind der "Ring" und jetzt zuerst die "Götterdämmerung" immer wieder, egal wie oft gemacht, "faszinierend, spannend und sehr anspruchsvoll". "Götterdämmerung" sei für alle, ob in den Proben und bei der Aufführung ein "enormer Konditionsakt". Er, das ganze Theater und die Theaterfreunde aus Dessau und der Region könnten stolz sein, dass fast alle Rollen "aus dem eigenen Haus besetzt werden können". Mit Stephan Klemm (Hagen) und Arnold Bezuyen (Siegfried) seien zudem zwei renommierte Gast-Sänger verpflichtet worden.

André Bücker verspricht einen "besonderen Ring, den man nirgendwo anders sehen kann". Der Regisseur sieht sich mit seinem gesamten Team den Dessauer Wagner-Traditionen verpflichtet. "Und auch dem früheren Ruf Dessaus als Bayreuth des Nordens möchten wir uns heute würdig erweisen."

1857 erstmals eine Wagner-Aufführung in Dessau

1857 wurde mit dem "Tannhäuser" erstmals ein Werk Richard Wagners in Dessau aufgeführt. Der Komponist war selbst 1872 dort. Bei den ersten Bayreuther Festspielen 1876 wirkten Dessauer Musiker mit. 1893 wurde der "Ring" erstmals komplett in Dessau gezeigt.

Heute kommt man in Dessau nicht, "auch der ,Ring\' nicht, um das Bauhaus herum", wirft Bücker einen weiteren Anspruchsparameter auf. Es werde beileibe kein "Bauhaustheater" werden, doch die "klassische Moderne wird ästhetischer Leitfaden" der gesamten Aufführung sein.

Der Regisseur macht weiter neugierig, ohne ins Detail zu gehen: ein durchdachtes großes und verwandelbares Bühnenbild, interessante Kostüme ... GMD Hermus fügt lächelnd an, dass es "ein einzigartiges musikdramatisches Werk" ist, dürfte ja bekannt sein.

Und bis Mai 2015, wenn auch ein internationaler Wagner-Kongress in Dessau tagen wird, macht der Dessauer "Ring-Bus" auf das Spektakel aufmerksam - das bestimmt kein Wagner-Wagnis werde, schiebt Antony Hermus wortspielerisch nach.