1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Ein Märchen über echte Freundschaft

Premiere von "Die Schneekönigin" im Theater der Altmark / Moderner Spaß für junge und ältere Zuschauer Ein Märchen über echte Freundschaft

Von Birgit Tyllack 29.10.2013, 01:07

Stendal l Die Uhren wurden am Sonntag auf Winterzeit gestellt, das Theater der Altmark läutete die nächste Jahreszeit mit der Premiere seines Wintermärchens "Die Schneekönigin" ein. Das Märchen von Hans Christian Andersen in einer Fassung von Dorothea Streng richtet sich an große und kleine Theatergänger ab fünf Jahren.

Eine gewisse Reife braucht man schon, um die Geschichte der kleinen Gerda und ihrer Suche nach dem verschwundenen Freund zu verstehen. Da ist einmal die Vorgeschichte. Die Sache mit dem teuflischen Spiegel, der in Millionen kleine Stücke zerspringt und Menschen ins Auge oder gar ins Herz dringt. Und wo solch ein Splitter sitzt, da wird alles ganz verdreht gesehen oder empfunden.

Außerdem wird es natürlich auch ein wenig unheimlich auf der Bühne. Denn auf ihrer beschwerlichen Reise zum Palast der Schneekönigin trifft Gerda auf hungrige Räuber, denen so ein saftiges, junges Mädchen gerade recht kommt. In dieser Inszenierung von Sven Hussock liegen Ernst und Spaß dicht beieinander. Unheimliche Situationen lösen sich in Gelächter auf, zwischendurch immer wieder rührende Momente.

Nur vier Agierende sind auf der Bühne. Simone Fulir spielt die Gerda, wie man sie sich vorstellt: mutig, entschlossen und mit einem großen Herz ausgestattet.

Jan Kittmann ist Kay: großspurig, hitzköpfig und charmant. Gleichzeitig ist Kittmann noch in verschiedenen Rollen zu sehen. Als Räuber, als sprechende Blume und als Prinz. Wunderbar wandlungsfähig auch Thomas Weber. Dieser gibt den Opa, eine Blume, einen Wachsoldaten und den Räuberhauptmann. Zwischendurch spielt er noch die Gitarre und unterstützt damit Tilman Frieser, der die Gesangseinlagen am Keyboard begleitet. Diese musikalischen Einlagen sind durchaus hörenswert.

Neben der musikalischen Begleitung schlüpft Frieser in die Rolle eines weiteren hungrigen Räubers und spielt die Krähe als Handpuppe.

Die vierte agierende Person auf der Bühne ist Friederike Ziegler. Sie ist in der Titelrolle, als Blumendame und als Räubermädchen zu sehen. Sie meistert alle Rollen grandios und ist zusätzlich noch mit einer tollen Singstimme ausgestattet. Die Schneekönigin ist eine schöne Inszenierung. Alle Darsteller sind überzeugend und sympathisch. Die Ausstattung (Sofia Mazzoni) bietet Glitzer und Farbe, das Bühnenbild lässt schnelle Wechsel zu und es gibt sogar einen Fluss, der über die Bühne "fließt". Und doch: Wenigstens fürs Wintermärchen wünscht man sich ein etwas fulminanteres Bühnenbild und auch aufwendigere Kostüme. Einmal im Jahr sollte es dem Theater möglich sein zu klotzen, statt zu kleckern, denn gerade die kleinen Zuschauer genießen noch mit allen Sinnen. Doch der Spagat zwischen kleinem Etat und großem künstlerischen Anspruch ist gelungen.