Moritz Sostmann inszeniert am Puppentheater "Kaltes Herz" nach Wilhelm Hauff Ein Thriller über schnelles Geld
Wilhelm Hauffs Märchen "Das kalte Herz" mit dem Köhlersohn Peter Munk wurde mehrfach weiterbearbeitet - für Oper, Film und die Bühne. Jetzt wird am Puppentheater Magdeburg für "Kaltes Herz" geprobt. Ein Thriller mit Puppen. Premiere ist am 22. Februar.
Magdeburg l Die hölzernen Puppen von Marita Bachmaier und Christian Werdin haben Jeans an und Lederjacke, Rolli und Arbeitskluft. Ein Spind steht im Probenraum, Helme hängen an der Wand. Kein Hauffscher Wald, kein Schwarzwald? Angedeutet ist vielmehr eine alte Fabrikhalle (Bühne: Sven Nahrstedt). Daraus sollen sich ein Traum entwickeln und Orte, in denen das Märchen spielt, verrät Regisseur Moritz Sostmann. Er erzählt, dass aus Rohren eine Kiefernschonung entsteht, sich ein Förderband in einen Felsvorsprung verwandeln soll, auf dem das Glasmännchen steht. "Wir versuchen aus einer realistischen Kulisse über den Theaterzauber eine Märchenkulisse herzustellen", sagt er. Über unsere Fantasie soll sich der Raum Stück für Stück verändern.
Sostmann ist seit dieser Spielzeit Hausregisseur des Puppentheaters Magdeburg. Man kennt und schätzt dort seine Arbeit, er inszenierte bereits die vielbeachteten Stücke "Corpus Delicti" von Juli Zeh und Shakespeares "Richard III.". Sostmann, 1969 in Halle geboren, der Puppenspiel an der Hochschule "Ernst Busch" studiert hat, stand als Schauspieler und Puppenspieler auf der Bühne, hatte Engagements unter anderem am Theater Basel, am Schauspielhaus Wien und am Maxim-Gorki-Theater Berlin. Seit 2005 ist er vor allem als Theaterregisseur tätig - die Symbiose aus Puppenspiel und Schauspiel hat ihn nie losgelassen.
"Kaltes Herz" ist in Magdeburg ein Thriller über - so heißt es in der Ankündigung - "schnelles Geld und echte Kohle". Sostmann verfeinert; für ihn ist "Kaltes Herz" ein poetischer Krimi, ein Wirtschaftskrimi. Schließlich gehört im Märchen dem Holländermichel der halbe Schwarzwald. Auf das Heute übertragen, könne man die Frage stellen, was wäre, wenn es in Magdeburg einen gäbe, der sich alles kaufen könnte und dem jeder hörig wäre. Sostmann: "Und der kleine Peter bewegt sich dazwischen. Er möchte dazugehören, schafft es aber nicht."
Das Herz spielt mit
Erneut inszeniert Sostmann ein Stück, das aktuelle Konflikte aufgreift. Ihm geht es um die große Frage, wie wichtig unser Herz heute ist - in einer Zeit, der nachgesagt wird, dass alles durch Geld regiert wird und man nur kaltherzig genug sein müsse, um zu Wohlstand zu gelangen. "Wir müssen uns bei all den Wirtschaftsnachrichten und all unseren Sorgen um unsere Finanzen und unsere Zukunft klarmachen, dass unser Leben auch noch etwas anderes ausmacht."
"Kaltes Herz" passe ideal in das Spielzeitmotto "Geld oder Leben". Auch in Sostmanns nächster Inszenierung über Timm Thaler und das verkaufte Lachen - ein Stück für Kinder - geht es ums große Thema Geld. Es sei nicht so einfach gewesen, Stücke zu finden. "Literatur ist voll von Liebe, dabei reden und denken wir am meisten übers Geld. Und darüber gibt es kaum Stücke", sagt Sostmann.
Premiere: 22. Februar, 20 Uhr, weitere Vorstellungen folgen am 23. Februar sowie am 1. und 2. März.