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Nordharzer Städtebundtheater inszenierte in Altenbrak das "Traumschiff Operette" Ein vergnüglicher Unterhaltungsdampfer

Von Hans Walter 10.07.2012, 03:20

Das "Traumschiff Operette" legte am Sonntag erfolgreich in der Waldbühne Altenbrak ab. In den ringsum stehenden Fichten tummelten sich die Möwen, am rechten Bühnenrand hatte Ausstatterin Kordula Kirchmair-Stövesand einen Leuchtturm und ein Häuschen aufgestellt.

Altenbrak l Das Idyll erinnerte verflucht an die toskanische Insel Giglio, an der die "Costa Concordia" gestrandet war ...

Aber gemach. Noch lag der stolze Operettendampfer im Hafen. Die Bordkapelle in feschen Matrosenkostümen - sprich: Das Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters unter Maestro Johannes Rieger - hatte Platz auf Deck genommen und wartete auf die Passagiere: die Pauschaltouristin Herta Brömsel (Edith Jeschke), den asiatischen Weltenbummler (Xiaotong Han), den russischen Neureichen (Juha Koskela) samt seinen schrillen Gespielinnen Mascha und Mausi (Thea Rein/Amrei Wasikowski).

Unter Deck hatte sich ein blinder Passagier versteckt (Ingo Wasikowski), zudem war ein Schoßhündchen versehentlich in der Kühlzelle gelandet.

Frohgemut-jovial begrüßte Kapitän Blaurein (Klaus-Uwe Rein) die Passagiere, unterstützt von seiner cleveren Chefstewardess (Bettina Pierags) und der Crew (dem Ballett). Hier war quasi das gesamte Musiktheaterensemble der Nordharzer für eine schwungvolle Revue von Birgit Kronshage (die auch Regie führte) und von Johannes Rieger aufgeboten worden. Endlich, endlich sollte es losgehen auf große Fahrt in fremde Länder, zu exotischen Stränden.

Da traf der universelle Eventmanager Hein Zilz (Norbert Zilz) mit der ersten Hiobsbotschaft beim Käpt\'n ein: Irgendeine Welle im Maschinenraum sei defekt, Auslaufen nicht möglich. Die Chefstewardess wusste Rat. "No problem! Alles supi! Die Welt zu Gast bei Freunden!" Die Crew musste tanzen.

120 Minuten lang jagte eine Katastrophenbotschaft die nächste. Immer half die Bordkapelle mit Musik über die Runden. Da sangen alle auf Deck mit. Bis hin zu einem außerplanmäßigen Kapitänsdinner mit den unvermeidlichen Wunderkerzen-Torten, begleitet von Paul Linckes "Glühwürmchen-Idyll".

Rieger hatte als musikalische Fracht sehr treffsicher viele Titel aus Operetten und Musicals ausgewählt, die die Handlung flüssig vorantrieben. Zur rundweg überzeugenden Ensembleleistung. Gesungen wurde ohne Mikrofon - das war eine besondere Herausforderung. "Ol\' man river" aus "Showboat" von Jerome Kern, "Joseph, ach Joseph" aus "Madame Pompadour" von Leo Fall, "Seemann, hast du mich vergessen" aus "In Frisco ist der Teufel los" von Guido Masanetz, "Hallo, du süße Klingelfee" aus "Tanz ins Glück" von Robert Stolz, "Die Männer sind alle Verbrecher" aus "Wie einst im Mai" von Walter Kollo oder "Es steht ein Soldat am Wolgastrand" aus "Der Zarewitsch" von Franz Lehar.

Die Werke werden relativ selten gespielt. Es ist das Verdienst des "Traumschiffs Operette", den Zuhörern gute Laune beim Wiederhören dieser Musik zu bereiten. Die "Blume von Hawaii" von Paul Abraham blühte ebenso auf wie der "Frühling in San Remo" aus "Maske in Blau" von Fred Raymond. Aus den Hits entstand quasi eine neue Operette.

Zum Schluss legte der Unterhaltungsdampfer endlich doch noch ab - mit einer weiteren bösen Botschaft: Das Schiff sei von einem italienischen Luxusliner gerammt worden und hätte ein schlimmes Leck. Auf zur Evakuierung in die Boote! Womit wir wirklich auf der Insel Giglio angekommen wären. Aber freilich unbeschadet und in bester Stimmung.

Weitere Vorstellungen am 15., 21., 28. August und 1. September jeweils um 16 Uhr auf der Waldbühne Altenbrak, am 2. September um 15 Uhr im Wasserschloss Westerburg.