Hermann Schein inszeniert am Magdeburger Schauspielhaus Lessings "Nathan der Weise" Ein zeitloser Text mit einem starken Thema
"Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing (1729 bis 1781) wurde 1779 veröffentlicht und 1783 in Berlin uraufgeführt - an Aktualität aber hat der Stoff nicht verloren. Es geht um gegenseitigen Respekt, die Toleranz der Religionen und den Wunsch nach Versöhnung und Frieden.
Magdeburg l Das Ensemble des Schauspielhauses Magdeburg steckt mitten in den "Nathan"-Proben. Am 5. April ist Premiere für Lessings "Nathan der Weise"- für das Theater Magdeburg ein Manifest der Aufklärung, des Glaubens daran, dass Verständigung über kulturelle Grenzen hinweg möglich ist. Berühmt wurde die Ringparabel um die Frage nach der wahren Religion.
Stück wird im Team erarbeitet.
Für die Inszenierung hatte das Magdeburger Haus Hermann Schein angefragt. Schein war von 1991 bis 1998 Spielleiter an den Freien Kammerspielen, arbeitet seitdem als freier Regisseur und inszeniert unter anderem am Staatstheater Darmstadt, am Staatsschauspiel Göttingen, am Staatstheater Mainz und am Deutschen Theater Göttingen. Jetzt führt er erstmals wieder Regie an seiner alten Wirkungsstätte an der Otto-von-Guericke-Straße. Und wenn er Regie führt, so sagt er, geschehe das gemeinsam mit den Schauspielern. Schein geht es ums Erarbeiten des Stückes im Team. Der Schauspieler sei sein Partner.
"Nathan der Weise" ist für ihn ein besonderes Stück, auch seiner Historie wegen. Dem Verbot ausgesetzt unter den Nationalsozialisten, wurde die Handlung um den weisen jüdischen Kaufmann Nathan nach dem Zweiten Weltkrieg viel gespielt auf den deutschen Bühnen.
"Wir müssen nur in die Welt schauen."
Die Rezeption des Stückes hat sich mit der Zeit auch verändert. "Wir stecken heute viel stärker in religiösen und ideologischen Auseinandersetzungen, die das Zusammenleben nicht einfacher machen", sagt Schein. "Wir müssen nur in die Welt schauen", sagt er und nennt den Israel-Palästina-Konflikt, der auch für uns in Europa eine große Rolle spiele, weil er in unsere europäischen Gesellschaften streue.
"Wenn man sich wieder in solch ein Stück reinliest und es in der Arbeit mit den Schauspielern entwickelt, ist man verblüfft und erstaunt, was es für eine Nähe zum Heute hat", sagt der Regisseur. Für ihn hat der literarische Text eine unglaubliche Qualität. "Er ist zeitlos, weil das Thema stark ist. Mit starkem Material kann man sich auch besser zur Zeit auseinandersetzen."
Premiere: 5. April, 19.30 Uhr, Schauspielhaus, Magdeburg