Schüler besuchen in Magdeburg die Kinderversion von "Der Fliegende Holländer" Eine Oper zum Trällern und Trampeln
Magdeburg l Ein Opernpublikum voller Kinder - dieses seltene Bild bot sich am Donnerstag im Theater Magdeburg. Überfordert waren die Schüler mit Wagners "Der Fliegende Holländer" keineswegs. Sie hatten sich ja auch vorbereitet. Außerdem durften sie mitmachen.
Mia trägt heute ein lila-weißes Kleidchen mit Schal und eine Blume im Haar - natürlich alles farblich passend. Normalerweise wäre das Outfit für die Schule zu schick. Aber ihre Klasse geht heute in die Oper. Zu Wagner. Da muss man schon als feine Dame erscheinen. "Früher dachte ich ja, Opern sind langweilig", verrät die Achtjährige, während sie es sich auf ihrem roten Sessel in Reihe sechs gemütlich macht. Dann geht das Licht aus. "Jetzt wird\'s spannend", flüstert Mias Freundin Lara ihr zu. Fast synchron lehnen sich die zwei Magdeburger Damen nach vorn.
Dass sie so wild auf "Der Fliegende Holländer" sind, hat drei Gründe. Erstens: Sie dürfen mitmachen. Zweitens: Die Version heute ist kürzer als das Original. Drittens: Sie haben sich auf das Stück vorbereitet. Denn die Vorstellung ist der Höhepunkt eines großen Kinderopern-Projekts. Es ist im Rahmen des europäischen Projekts "Wagner 200" entstanden und soll junge Menschen mit dem anspruchsvollen Genre vertraut machen. 75 Klassen aus Magdeburg und Umgebung machen mit. Die Schüler sind zwischen 6 und 14 Jahre alt.
Im Unterricht haben sie mit Hilfe von Arbeitsheften und Spielen gelernt, worum es in Wagners Stück geht und was eine Oper überhaupt ist. Das Material stammt ursprünglich aus Italien, wo das Kinder-projekt seit Jahren läuft, und wurde vom Theater Magdeburg für die deutschen Schüler aufbereitet.
Außerdem haben die Schüler Lieder zum Mitsingen eingeübt. Und sie haben eine Requisite gebastelt: eine Art MuFuHu - Multifunktionshut. Das Papierkonstrukt ist nämlich zugleich Mikrofon und Grammofon.
Mia und Lara haben im Unterricht wohl gut aufgepasst. Als sich der Dirigent nach ein paar Minuten zum ersten Mal umdreht und ein Zeichen gibt, erwischen sie gleich den Einsatz und tönen in Seemannsmanier: "Ho-Jo-He! Hal-Lo-Jo!" Und als das Grammofon gefragt ist, schwingen sie ihren MuFuHu fröhlich im Kreis. Dann sind wieder die Profis auf der Bühne dran. Der Holländer, zum ewigen Leben verdammt, und die schöne Senta gestehen sich ihre Liebe. Im Saal ist es mucksmäuschenstill. Später sind die Kleinen nochmal dran. Sie trampeln und klatschen wie zu Queens Rock-Hit "We will rock you".
Als der letzte Akt vorbei ist, sind die Kinder vor Jubel ganz aus dem Häuschen. Im Chor rufen sie "Zu-Ga-Be!" Und Mia schwärmt: "Die Senta hat so schön gesungen!"
Im Januar läuft das Projekt auch in Frankreich. Ob es in Magdeburg nächstes Jahr wieder eine Kinderoper geben wird, steht noch nicht fest.