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Lesung mit Sigrid Damm im Magdeburger Literaturhaus: Sie spart nicht mit Wissenswertem über Johann Wolfgang von Goethe Eine Schriftstellerin taucht in das Leben eines Klassikers ein

Von Claudia Klupsch 16.11.2012, 01:13

Magdeburg l "Goethe lässt mich nicht los", sagt Sigrid Damm. Die Schriftstellerin, die mit vielen ihrer Bücher in das Leben des Klassikers eintaucht, war am Mittwoch im Magdeburger Literaturhaus. Sie las aus ihrem neuen Buch "Wohin mit mir".

Eine tiefe Krise trieb Goethe einst aus Weimar nach Italien. 1999 hält sich Sigrid Damm als Stipendiatin im Goethe-Museum in Rom, im Casa di Goethe, auf. Nach mehr als zehn Jahren hat sie nun Eindrücke ihres halbjährigen Italien-Erlebnisses aufgeschrieben. Mit ruhiger Stimme lässt sie an ihren Gedanken teilhaben. Das Publikum hört gebannt zu. Sie spart nicht mit Wissenswertem über den Meister. "Goethe", so liest sie vor, "fand in Italien das, was für ihn ein Mensch war." Zu diesem Glück bin ich später nie wieder gekommen", habe er bemerkt. "Und ich? Was will ich hier?", fragt sich Sigrid Damm.

In Tagebuchform "verarbeitet" sie Italien, schreibt ihre Eindrücke von Landschaft, von der Ewigen Stadt, von Menschen und Erlebnissen auf. Sie geht an das Grab von Goethes Sohn, genießt die Parks der Villa Borghese, lässt die Gemälde Caravaggios in der Kirche Santa Maria del Popolo auf sich wirken. Sie begegnet dem jungen Kongolesen Baschal, dem Ehepaar Fulio und Anna, der deutschen Buchhändlerin an der Piazza Montecitorio, dem Komponisten Hans Werner Henze, ein Freund Ingeborg Bachmanns.

"Ich könnte vor Glück auf dem Kopf laufen", schreibt sie nach einem Opernbesuch auf. Goethe ist ihr immer nah. Sie will verstehen, warum ihn das Land so begeisterte. Die Faszination Italien löst einen Schreib- impuls aus. Erinnerungen an eine FDGB-Reise nach Kuba, Gedanken über Che Guevara und über den Fall der Mauer fließen in ihren Text. Im Süden schwärmt sie vom Norden, von ihrer neuen Heimat Lappland.

"Wohin mit mir", so der Buchtitel. Hat Sigrid Damm die Antwort gefunden, so die Frage eines Zuhörers. "Wenn man das wüsste, bedeutet es zu erstarren. Das Leben muss man offenhalten", antwortet sie.