Interview Eine sinnlich-sündige Show
Es wird heiß, es wird wild: "Let's Burlesque!" ist ein rauschendes Fest sinnlich-sündiger Lebensfreude - am 3. November in Magdeburg.
Biber: Liebe Evi, nun kommen Sie schon das dritte Mal mit Ihrer Show "Let's Burlesque" nach Magdeburg. Was glauben Sie, reizt die Magdeburger so sehr daran, dass es wohl auch diesmal ausverkauft sein wird?
Miss Evi: Den Magdeburgern geht es sicherlich ähnlich wie vielen anderen Menschen in der Welt. Wir leben heutzutage in einer Leistungs- und Kosumgesellschaft. Alles ist genormt, alles ist glatt und belanglos, in allen Städten gibt es die gleichen Geschäfte. Es herrscht Mittelmäßigkeit und abgenudelte, stereotype Unterhaltung auf allen Kanälen. In unserer Show bekommen die Zuschauer echtes Entertainment direkt aus Künstlerhand, das eben ein wenig schräger, gewagter, aber auch künstlerisch hochwertiger ist, als das, was man so im Fernsehen sieht. Wir sind nicht die Darsteller und machen Burlesque, sondern wir sind die Show, und wir sind Burlesque.
Miss Evi: Wir setzen einen Kontrapunkt für und mit Verrücktheit, Toleranz, freiem Geist, Verspieltheit und Humor. Wir führen auch die Idee des Dadaismus und den Geist der 1920er Jahre fort, als Bühnenkunst noch aufregend und prickelnd war. Das ist spannend! Und man bekommt so etwas sonst nirgends zu sehen.
Miss Evi: Zunächst einmal sind wir eine wirklich internationale Truppe, mit Künstlern aus den USA, Kanada, Japan, Frankreich, die über einen langen Zeitraum zusammen gewachsen ist. Wir haben 2008 mit Burlesque ganz klein angefangen, aber mein Mann und ich sind als "Evi & das Tier" sogar schon seit 22 Jahren in den ganzen Cabarets, Varietés und Dinnershows unterwegs. Wir haben eine Vielzahl eigener Programme kreiert, schreiben auch viele eigene Songs, und haben unsere Darbietung immer weiter perfektioniert. Wir haben da einen sehr hohen Anspruch an uns selbst. Und es steckt viel Training und harte Arbeit darin - zum Beispiel wenn es darum geht, so Klavier zu spielen und zu singen wie Mr. Leu. Ein Traum ist es dann, wenn das auf der Bühne völlig mühelos und souverän rüberkommt. Die Anstrengung und Mühe, die vorher investiert wurde, darf das Publikum nicht spüren, um das Ergebnis vollends zu genießen.
Miss Evi: Ja, unser Medium ist bei all den visuellen Bonbons, die wir dem Publikum bieten, die Musik. Und auch da sprengen wir alle Grenzen. Wir bewegen uns nicht nur in einer speziellen Stilrichtung, sondern wir bringen in eklektischer Weise die Stile neu zusammen zu einer Mischung, wie man sie nur bei uns zu hören bekommt. Rock'n'Roll, Blues, Jazz, Brodway Songs, Rock, Pop, Oper - von Tom Waits über Flamenco bis Led Zeppelin ... Das geht natürlich nur, wenn man solche erstklassigen Musiker hat, wie wir es von unserer Band "The Glanz" wahrhaft behaupten können.
Miss Evi: Unsere Tänzerinnen könnten unterschiedlicher nicht sein. Jede von ihnen verkörpert ein selbstbestimmtes und starkes Frauenbild. Das sind Tara La Luna, die coole und elegante Berlinerin mit den Marlene-Beinen, Erochica Bamboo, die als Japanerin das Rollenbild einer Geisha aufs Korn nimmt, und die Französin Coraline De Paris, die als Ex-Ballerina des Friedrichstadtpalastes eine Mischung aus klassischem Burlesque mit Moulin-Rouge-Flair verbindet.
Miss Evi: Striptease dient der kommerziellen Nutzung der Frau als Objekt, um die Bedürfnisse notgeiler Männer zu befriedigen. Burelsque ist das genaue Gegenteil davon. Burlesque ist eine von Frauen selbst gewählte Form der sexuellen und geistigen Befreiung. Es ist der wahre Feminismus, eine echte Kunstform. Es geht um eine Inszenierung, um das Erzeugen von Spannung, Humor und Energie.
