Grenzgängerfestival in der Magdeburger Pauluskirche Elf Musiker haben mit Konzert Grenzen überschritten
Magdeburg l Bereits zum 17. Mal lud der Förderverein "Grenzgänger" zur Präsentationsveranstaltung des alljährlich stattfindenden gleichnamigen Kleinkunstfestivals der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am vergangenen Freitagabend in die Magdeburger Pauluskirche ein. Gewagt und gleichzeitig reizvoll mutete das diesjährige Motto "Metamorphose" an.
Wieder einmal verbarg sich hinter dem geheimnisvollen Titel ein unterhaltsamer wie bemerkenswerter musikalisch-literarischer Abend, der von der Mezzosopranistin Kammersängerin Undine Dreißig, dem Rossini-Quartett, der Irish Folk Band "Planxty Irwin" und dem Duo "Waldkind" (Andra Barz, Gesang, Jan Beumelburg, Klavier) gestaltet wurde.
Künstler arbeiteten drei Monate zusammen
Was verwandelte, veränderte oder vereinte die elf Musiker dreier so unterschiedlicher musikalischer Genres? Die Bereitschaft, sich einzulassen auf das Neue, Unbekannte und doch so Vertraute. Drei Monate haben sie zusammengearbeitet und dabei ein Gefühl füreinander entwickelt, das seinesgleichen sucht. Grenzen wurden überschritten, verschwammen, lösten sich auf. Als sei ein Funke übergesprungen vom Rossini-Quartett und seiner rasant-feurigen Interpretation von Georg Philipp Telemanns "Tourbillon" zu der mitreißenden irischen Volksmusik von "Planxty Irwin". Ihr runder voller Sound, mal balladenhaft, mal tänzerisch ausgelassen, ließ dem Zuhörerherz Raum für Träume und Sehnsüchte. Andreas Thiele stand dabei mit seiner Highlandpipe und den verschiedenen Whistles ganz oben in der Publikumsgunst.
Andra Barz verzauberte die Zuschauer mit ihrer wandelbaren, ausdrucksstarken Stimme, die klar und zu Herzen gehend den altehrwürdigen Kirchenbau einnahm. Welch Poesie atmeten diese Musik und die anregenden Texte gleichermaßen! Hier berührte "Der kleine graue Hamster" besonders die Seele, auch wegen der einfühlsamen Begleitung vom Rossini-Quartett und "Planxty Irwin".
Poesie als roter Faden
Apropos Poesie: die zog sich wie ein roter Faden durch den ganzen Abend. Texte von Goethe, Rilke, Oscar Wilde, Mark Twain und Arthur Schopenhauer würzten - feinsinnig vorgetragen von Kammersängerin Undine Dreißig - das Programm. Natürlich erhellte auch ihr Gesang das Gotteshaus. Und wie sie sang! Klar, sauber und mit großer Klangkultur während "Amarilli Mia Bella" von Ciulio Caccini, und warm und weich glänzte sie mit ihrer ganz eigenen Interpretation des Beatles-Klassikers "Yesterday". Ein leichtfüßiges und äußerst durchsichtiges Mozart-Divertimento Nr.3, F-Dur vom Rossini-Quartett rundete den Abend ebenso ab wie Thomas Riedels allzeit flexibler Gitarrensound, mal als zärtliche Tropfen, mal als berauschendes Riff.
Wie sagte doch Arthur Schopenhauer? "Der Wechsel alleine ist das Beständige"... Am Ende zeigte sich das Publikum hoch erfreut über dieses abwechslungsreiche Programm und feierte die Künstler des Abends.