Eske Nannen begeistert für die Kunst
In der Emder Kunsthalle endet eine Ära: 20 Jahre nach dem Tod von Stifter Henri Nannen tritt die Kunstmäzenin Eske Nannen dort in die zweite Reihe zurück. Jetzt wird sie 75 Jahre alt. Zeit für den Ruhestand? Wer damit rechnet, der kennt Nannen nicht.
Emden (dpa) - Eine charmante und zugleich berüchtigte Bettlerin, eine Netzwerkerin aus Ostfriesland mit Kontakten in die ganze Welt: Seit 30 Jahren ist Eske Nannen als Geschäftsführerin für die Stiftung der Emder Kunsthalle im Dauereinsatz. Von Wirtschaftsbossen und Politikern wird die Kunstmäzenin als raffinierte Verführerin geschätzt, aber auch gefürchtet.
Hartnäckig wirbt Eske Nannen Spenden für das Haus ein, das sie 1986 mit ihrem Mann Henri aufgebaut hat. Der Gründer des Magazins "Stern" erfüllte sich damit in seiner Heimatstadt einen Lebenstraum. Mit seinem Tod 1996 trat seine Witwe nicht bloß sein Erbe an. Sie baute die Kunsthalle zeitgemäß aus, die Ausstellungsfläche wuchs unter ihrer Regie von anfangs 650 auf jetzt 1600 Quadratmeter.
Nach ihrem 75. Geburtstag an diesem Mittwoch (4.1.) will Eske Nannen aber mehr und mehr in den Hintergrund treten. Den Neuanfang hat sie lange vorbereitet. Im Februar kommt der Kunsthistoriker Stefan Borchardt (50) aus Baden-Württemberg als Nachfolger, er wird auch künstlerischer Leiter.
Die Kapitänin geht also von der Brücke, aber noch lange nicht von Bord. "Ich kann meinem Nachfolger den Rücken frei halten und werde das Haus weiter begleiten", sagt Nannen. Dafür hat sie noch viele Ideen, für die es im täglichen operativen Geschäft bisher keine Zeit gab, etwa den Aufbau eines Kunstarchivs.
Das einst kuschelige Museum in der Seehafenstadt Emden ist unter der Regie von Eske Nannen mehrfach erweitert und zur modernen Attraktion weit über Ostfriesland hinaus geworden. Fast alle Bundespräsidenten führte sie bereits durch die Ausstellungen. Mehr als 20 Millionen Euro hat die umtriebige Geschäftsführerin bisher für die Kunsthalle eingeworben.
Ihr Engagement in zahlreichen Stiftungen und Kultureinrichtungen wurde mit zahlreichen Ehrungen wie etwa dem Großen Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Unter anderen erhielt Eske Nannen den Stifterpreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und den Deutschen Fundraising-Preis. "Ich habe ein reiches Leben, aber ich tue auch was dafür", sagt sie.
Die Tochter eines Emder Fassfabrikanten hatte sich nach ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau früh in der Welt umgesehen: Sie arbeitete auf einer Werft, als Zahlmeisterin durchkreuzte sie auf einem Schiff die Ozeane und lernte viele Länder und Menschen kennen.
Diese Neugier hat sich Nannen bis heute bewahrt: Künftig will sie wieder mehr auf Reisen gehen und neue Länder sehen: "Afrika, aber auch die Antarktis mit ihrer unberührten Natur reizen mich."