Keramikerin aus Naumburg setzt auf das Klare Für Marlies Thimann ist Porzellan ein schwieriges, störrisches Material
Naumburg ( dpa ). Unweit von der Stelle, wo einst der bekannte Bildhauer und Maler Max Klinger ( 1857-1920 ) einen Weinberg mit Blick auf die weite Landschaft im Saale-Unstrut-Tal erwarb, liegt das Atelier der Feinkeramikerin Marlies Thimann. Ihre Schalen, Vasen, Tassen, Becher, Teelichter, Ketten, Ohrringe sind allesamt aus Porzellan. Ihre Leidenschaft dafür entdeckte sie an der halleschen Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein, wo sie von 1984 bis 1990 ein Fernstudium für Bau- und Raumgestaltung sowie Porzellan-, Keramik- und Glasdesign absolvierte.
" Porzellan ist ein schwieriges, störrisches Material. Das ist auch ein Grund, warum es nicht so viele Berufskollegen gibt ", sagt sie und zeigt in ihrer Werkstatt in Naumburg ( Burgenlandkreis ) auf eine Schüssel mit einer weißen, zähflüssigen Masse. Im Unterschied zu Ton lässt sich dieser sogenannte Porzellanschlicker nicht auf einer Drehscheibe verarbeiten. Stattdessen baut Thimann mehrteilige Formen aus Gips, in die sie dann das Porzellan füllt. Nach dem Antrocknen wird das Original entfernt und schließlich gebrannt. Da die Objekte spröde und empfindlich sind, können sie leicht brechen.
Sie sei deshalb so fasziniert von Porzellan, weil es das einzige keramische Material sei, das durchscheinend, absolut weiß und dicht sei, das auch klingt und kein Wasser mehr aufnehme. Thimanns Arbeiten fallen durch die reduzierte, stark geometrische Form auf ; fast alles lässt sich auf Flächen und Körper wie Kreise, Scheiben, Zylinder, Quader, Kugeln oder Pyramiden zurückführen. " Das ist das Schwierige an dieser Arbeit, etwas zu entwickeln, das ganz einfach ist ", sagt sie. Neben dem reinen Weiß, das Thimanns Keramik bestimmt, finden sich vor allem blaue Dekore auf weißem Grund.
Ihr Markenzeichen – das Klare, Exakte – erklärt die aus dem thüringischen Altenburg stammende Künstlerin mit ihren beruflichen Anfängen, die in einem Hochbauingenieursstudium in Leipzig liegen ; später arbeitete sie als Architektin. So finden sich unter Thimanns Arbeiten solche, die als Einzelstück als Vase zu gebrauchen sind, gruppiert man mehrere davon, ergeben sie ein Wandrelief oder ein anderes Objekt. " Ich nenne das Prinzip ‚ Eins oder viele ‘. Es entsteht etwas Neues dadurch, dass Einzelnes addiert wird. "