Gegen Hass und Rassismus: Deutsche Koproduktion in Venedig
Paradise zeigt die Nazi-Gräuel aus verschiedenen Perspektiven - ein Wettbewerbsbeitrag, der länger nachwirkt.
Venedig (dpa) - Mit einem beklemmenden Drama über die Nazizeit ist am Donnerstag eine weitere deutsche Koproduktion beim Filmfest Venedig ins Rennen um den Goldenen Löwen gegangen.
In Paradise stellt der Russe Andrej Kontschalowski verschiedene Protagonisten des Zweiten Weltkrieges gegenüber: eine Widerstandskämpferin, einen ranghohen SS-Offizier und einen Kollaborateur. Gefilmt in sehr klaren Schwarz-Weiß-Bildern entwirft der 79-jährige Regisseur so ein Abbild des Grauens und kreiert einen nachhallenden Appell für Menschlichkeit.
Kontschalowskis Charaktere handeln alle aus Überzeugung und berichten rückblickend von ihren Erlebnissen. Doch auch wenn Paradise aus persönlichen Perspektiven erzählt wird, gelingt es dem Regisseur zugleich, einen Einblick in die Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten zu geben.
Vor allem als zwei seiner Figuren in einem Konzentrationslager aufeinandertreffen, fängt Kontschalowski fast beiläufig die Gräuel aus dem Alltag ein: wie die Inhaftierten sich untereinander bekämpfen, wie sich der Lagerkommandant über die Entsorgung der vielen Schädel und Knochen beschwert und wie sich in den Hallen die Brillen, Taschen und anderen Habseligkeiten der Toten häufen.
Diese Gräueltaten offenbarten, zu welchem Bösen die Menschheit in der Lage ist, erklärte der Filmemacher in den Pressenotizen. Und obwohl diese Ereignisse in der Vergangenheit liegen, gibt es heute dieselben rassistischen und hasserfüllten Gedanken, die das Leben und die Sicherheit vieler Menschen in der ganzen Welt bedrohen.
Der russische Filmemacher wurde 2014 in Venedig für sein gesellschaftskritisches Drama Die weißen Nächte des Postboten Alexej Trjapizyn als bester Regisseur ausgezeichnet. Paradise ist eine von mehreren deutschen Koproduktionen im venezianischen Wettbewerb. Die Preise werden an diesem Samstag von einer internationalen Jury vergeben.