Gräberfeld von Boilstädt ist freigelegt
Der im 6. Jahrhundert in einem Gräberfeld bei Gotha bestattete Herr von Boilstädt hat noch längst nicht alle Geheimnisse preisgegeben. Thüringer Archäologen sind ihnen aber auf der Spur.
Weimar (dpa) - Thüringer Adlige pflegten im frühen Mittelalter offensichtlich weitreichende Beziehungen auch in ferne Regionen. Das zeigen Funde auf dem Gräberfeld von Boilstädt bei Gotha aus dem 6. Jahrhundert.
Als Beispiele nannten Archäologen am Freitag in Weimar eine spanische Goldmünze, die auf Verbindungen ins Westgotenreich hindeute, oder auch eine byzantinische Grablampe mit christlicher Symbolik.
Außerhalb der römischen Reichsgrenze seien derartige Lampen in germanischen Gräbern außerordentlich selten, sagte Landesarchäologe Sven Ostritz. Grabungsleiter Christian Tannhäuser ergänzte, ihm sei nur ein vergleichbarer Fund aus Oberitalien bekannt. Erstmals nach der vollständigen Freilegung des Gräberfeldes wurden die Funde jetzt der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Archäologen erforschen weiter das Gräberfeld. Mit dem 2013 geborgenen Bestattungsplatz konnte nach Angaben des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie erstmals in Thüringen ein vollständig erhaltenes christliches Kriegergrab aus dem frühen Mittelalter mit modernen Methoden näher untersucht werden. Dabei entdeckten die Experten unter anderem die im 6. Jahrhundert im damals von germanischen Stämmen besiedelten Spanien geprägte Goldmünze.
Auf dem Gräberfeld, das aus der Zeit nach der Zerschlagung des Thüringer Königreichs durch die Franken stammt, wurde noch ein weiteres Kriegergrab gefunden. Beide Bestattungsplätze wurden im Block geborgen und unter Laborbedingungen in Weimar-Ehringsdorf analysiert. Einem der beigesetzten Krieger gaben die Archäologen den Namen Herr von Boilstädt. Die Funde machten die Forscher bei Voruntersuchungen für den Bau der Ortsumgehungsstraße Gotha-Sundhausen.
Auch bei dem zweiten mit seinen Waffen bestatteten Krieger handele es sich um einen Adeligen, sagte Tannhäuser. Er schätzt dessen Alter auf etwa 30 Jahre. Eine genetische Untersuchung des Skeletts sei geplant. Es soll wie andere Fundstücke nun weiter restauriert und im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar ausgestellt werden.