Kleinkunstfestival stand vor dem Aus "Grenzgänger" haben sich weitere drei Jahre erkämpft
Der Verein Grenzgänger e.V. veranstaltet seit 1997 alljährlich vom August bis zum 30. Oktober das Grenzgängerfestival in vor allem kleineren Kirchen der früheren Kirchenprovinz Sachsen, heute Landeskirche Sachsen-Anhalt der Mitteldeutschen Evangelischen Kirche. Die Grundidee ist es, die Kirchen wieder ins Dorf zu holen, sie zu Orten der Gemeinsamkeit, der Kommunikation, der Kultur werden zu lassen.
Magdeburg. Mit mehr als 70 Veranstaltungen, Konzerten, Kinderprogrammen, Theater, Kabarett, Lesungen und vielem mehr war es das größte Kleinkunstfestival Deutschlands, und die Vereinsmitglieder, vor allem aber die Mitarbeiterinnen Kerstin Hensch und Renate Andrews, bereiteten das 14. Grenzgängerfestival vor bis zum 18. März dieses Jahres.
An diesem Tag musste der Verein unter dem Vorsitz von Oberkonsistiorialrat Michael Madera die Auflösung des Vereins beschließen. Es war nicht gelungen, die Tätigkeit des Vereins bzw. das Festival mit seinen Veranstaltungen fest in die kirchliche Arbeit zu integrieren. Die Zuwendungen der Kirche werden in diesem Jahr von 50000 auf 20000 Euro gekürzt. Damit lassen sich die Personalkosten nicht mehr begleichen, so dass der Verein keine andere Möglichkeit sah als aufzugeben (Volksstimme berichtete).
Die Nutznießer des Festivals, die Gemeinden Sachsen-Anhalts, die Künstler, die mitunter schon seit vielen Jahren durchs Land gezogen waren und von ihrem Publikum erwartet wurden, erfuhren davon aus der Zeitung.
"Das geht überhaupt nicht, das Grenzgängerfestival sterben zu lassen!", tönte es aus den heiß laufenden Telefonen beim Verein. Pfarrer und Kirchenmitarbeiter aller Ebenen wurden bedrängt, zahlreiche Künstler wollten Benefizprogramme spielen.
Die Altmarkgemeinden profitierten in besonderer Weise von dem Festival. In der dünn besiedelten Region stehen besonders viele historisch wertvolle alte Kirchen, die sich mit dem Festival für die Bewohner der Dörfer und Kleinstädte öffnen, und im Kirchenkreis Stendal entstand auch der Rettungsplan für das Grenzgängerfestival. "Wenn wir unsere Kirchengebäude retten wollen", so Superintendent Michael Kleemann, "dann müssen sie auch genutzt werden, und dafür wollen wir den Verein retten."
Zuerst soll bei der Landeskirche ein Überbrückungsdarlehen aufgenommen werden, für das der Kirchenkreis Stendal bürgen wird. Die Stendaler initiierten zahlreiche Aktionen, sind auf der Suche nach Sponsoren und Förderern, damit die Kirchen im Dorf bleiben können.
Überzeugendes Engagement
Das Engagement aus dem Kirchenkreis Stendal wirkte inzwischen so überzeugend, dass es Förderzusagen aus neuen, auch innerkirchlichen Quellen gab, so dass das Grenzgängerfestival, zunächst für eine Übergangsfrist von zunächst drei Jahren, gerettet ist.
An demselben Tag, an welchem der Notartermin zur Löschung der Grenzgänger aus dem Vereinsregister vereinbart war, konnte die Finanzierung abgesichert werden. Der Termin wurde also abgesagt.
Die Mitarbeiterinnen des Vereins hatten es auch noch nicht ganz glauben wollen, dass dieses Festival sanglos eingehen sollte und haben in ihrer Freizeit weitergearbeitet, die Kontakte zu den Künstlern und zu den Kirchgemeinden aufrechterhalten, so dass es nun doch auch 2010 ein Grenzgängerfestival geben wird. Die Eröffnung wird am 13. August in der Magdeburger Pauluskirche stattfinden.
Damit dies aber kein Provisorium bleibt, so sind sich alle Fürsprecher einig, braucht der Grenzgängerverein neue Mitstreiter. "Es braucht noch andere, die beim Verein mitmachen", sagt Michael Kleber, "Gemeinden, Sponsoren, möglichst Firmen, die das Festival auch finanziell stärken können."
Es sieht so aus, als werden sie sich finden, denn dass eine totgesparte Kultur aus dem Willen zu ihrer Erhaltung weiterlebt, ist ein außergewöhnlicher und hoffnungsvoller Vorgang, ein ermutigendes Beispiel.