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Magdeburger Künstler blickt in einer Ausstellung auf sein Wirken zurück Groths abstraktes Arbeiten mit Formen und Farben

31.08.2010, 04:16

Hausfassaden, Wände in Schwimmhallen oder Eingangsräumen von Gebäuden sind das Metier von Bruno Groth. Großflächige Keramikarbeiten prägen das künstlerische Schaffen des Magdeburger Künstlers. Der heute 84-Jährige zieht jetzt Bilanz seines Wirkens an einem eher ungewöhnlichen Ort.

Von Klaus-Peter Voigt

Magdeburg. In der Kulturscheune Olvenstedt an der St.-Laurentius-Kirche sind bis zum 26. September im Ausstellungsraum vorwiegend Fotos seiner wichtigsten Projekte zu sehen. Entstanden sind die Bilder ursprünglich für die eigene Dokumentation. Groths Ehefrau drückte zumeist auf den Auslöser, um Details, persönliche Erinnerungen an die Arbeiten festzuhalten.

Groth ist zufrieden mit der Schau, sucht das Gespräch zu seinem Schaffen und zur Geschichte der Magdeburger Fachschule für angewandte Kunst. Die traditionsreiche Einrichtung, deren Wurzeln bis in das 18. Jahrhundert zurück reichen, prägte bis 1963 die Elbestadt. Dann wurde sie geschlossen. Groth studierte hier bei Wilhelm Paulke, wurde später selbst Lehrer. "Ohne die Erfahrungen dort wäre mein Weg anders verlaufen", sagt er. Wichtig sei die Schule gewesen, habe gerade für die handwerklich geprägte Kunst Unermessliches geleistet.

1926 in Hinterpommern in einem "kleinen Ort auf einem kleinen Hof" geboren, verschlug der Krieg den jungen Mann nach Sachsen. Dort schloss er schließlich nach vier Jahren in französischer Gefangenschaft seine Lehre als Maler ab, wollte schließlich selbst gestalten. Die Magdeburger Fachschule bot ihm diese Möglichkeit. Paulke sah das Talent in seinem Schüler. Er empfahl ihm nicht nur den Schritt an die Dresdner Hochschule für Bildende Künste, wo er das Diplom für Wandmalerei erwarb, sondern sicherte eine Stelle für die Zeit danach zu. Groth kam zurück, übernahm eigene Klassen. Unter anderem studierten dort unter seiner Ägide Annedore Policek und Manfred Gabriel.

Die gute Zeit endete unerwartet. Die DDR-Kulturfunktionäre machten tabula rasa und schlossen die Schule. Eine Entscheidung, deren Sinnhaftigkeit bis heute in Frage steht. Für zwei Jahre ging Groth nach Heiligendamm, wo die dortige Kunstschule bestehen blieb. Nein, das war nichts für ihn. Er wagte mit fast 40 Jahren den Sprung in kalte Wasser, widmete sich nunmehr freiberuflich der Kunst im öffentlichen Raum.

7000 Einzelteile für eine Wandgestaltung

Die monumentalen Projekte des sozialistischen Realismus hatten es dem Künstler noch nie angetan. Er suchte Lösungen in abstrakten Arbeiten, gestaltete meist mit Formen und Farben. Es galt, Hindernisse auszuräumen, eigene Motive durchzusetzen, sich in den Fliesenfirmen oder selbst in Plattenwerken einzubringen. Da war kein Mann, der nur die Entwürfe ablieferte und auf die Fertigstellung wartete. Stets blieb Groth der Handwerker, der sich auf seine beruflichen Wurzeln besann, mit anpackte, Material beschaffte, damit in der DDR seine Ideen auch verwirklicht werden konnten.

Es waren immense Flächen, die da entstanden. Allein eine Wandgestaltung in der Magdeburger Leiterstraße brachte es 1980 auf 250 Quadratmeter und 7 000 Einzelteile. Bestand hat sie bis heute, überstand die Zeit jedoch nicht unbeschadet. Ein Türdurchbruch setzte ihr zu. Für Bruno Groth schmerzhaft, noch mehr jedoch belastet ihn bis heute das komplette Verschwinden einiger Arbeiten wie in den Räumen des einstigen Hotels International, das einem Neubau Platz machte. Ein Firmengebäude in der Sieverstorstraße dümpelt vor sich hin. Dort hatte der Künstler einen 36 Meter langen Eingangsbereich mit Klinkersteinen gestaltet und mitgebaut.

Das "schwarze Loch" nach der Wende jedoch traf ihn nur kurze Zeit. Aufträge aus Niedersachsen kamen. Groth wandelte seine stilistischen Mittel, nutzte die Gunst der Stunde, um deutlich dreidimensionaler als bisher zu arbeiten. Im Osten wurden zudem historische Gebäude restauriert, bei denen sich Groth mit einbrachte. Er erwähnt Gerd Lucke aus Weißenfels, von dem er selbst noch viel gelernt habe. Und dann ist da noch Manfred Gabriel, mit dem verschiedene Projekte wie eine Wand in der Lostauer Lungenklinik gemeinsam ausgeführt wurden.

Geöffnet hat die Ausstellung in der Kulturscheune in der Stephan-Schütze-Straße 1 immer Donnerstag von 17 bis 20 Uhr. Bruno Groth steht auch für andere Termine zur Verfügung und ist unter der Telefonnummer 0391/7270456 zu erreichen.