Magdeburger Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen zeigt Skulpturen von Günter Unterburger Heiliger Mauritius in Flipflops
Frühchristliche Heilige, wie sie noch keiner gesehen hat: Mauritius nicht als Mohr im Kettenhemd, wie er im Magdeburger Dom dargestellt ist, sondern in Badelatschen und mit abgeschlagenem Kopf. Mit seinen Skulpturen im Magdeburger Kunstmuseum widmet sich Günter Unterburger der Frage nach neuen Bildern des "Heiligseins".
Magdeburg. Der Ägypter Mauritius war der Legende nach Anführer einer römischen Reiterbrigade. Im Gebiet der heutigen Schweiz sollte er Christen verfolgen, bekehrte sich stattdessen aber selbst zum Christentum. Zur Strafe ließen ihn die Römer köpfen. In der römisch-katholischen Kirche wird er seit dem 4. Jahrhundert als Heiliger verehrt.
Günter Unterburger (Jahrgang 1959) hat seinen Mauritius als Jungen in kurze Hosen gesteckt. "Wenn ich einen jungen Afrikaner darstelle, dann so, wie er in den Townships herumläuft – in Shorts und Flipflops", sagt er beim Aufbau seiner Ausstellung "Kanon" im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen. Die Schau ist vom 20. Juni bis zum 29. August zu sehen.
Als Hinweis auf den Bezug zu seinem frühchristlichen Vorbild hält Unterburgers Mauritius den glatt abgetrennten Kopf in den Händen. Wie er besitzen auch die anderen elf Heiligen aus Kunststoffguss nur einzelne traditionell zugeordnete Merkmale. Der Evangelist Markus etwa, dessen Symbol der Löwe ist, trägt Löwentatzen wie Handschuhe, Schläfenlocken und im Gesicht einen aufgesetzten Schnörkel, den der Betrachter erst auf den zweiten Blick als Nase und Oberlippe einer Raubkatze erkennt.
Jede der Figuren hat eine andere Farbe – mal Orange, mal Grün, mal Rosa; es sind kindliche Körper, mehr oder weniger nackt, die mit geschlossenen Augen und steifer Haltung seltsam entrückt scheinen. Günter Unterburger, der aus dem katholisch geprägten Süden Bayerns stammt, stellt die tradierte, festgesetzte Ordnung ("Kanon") der Heiligenbilder in Frage.
Er spielt mit dem ersten emotionalen Eindruck des Betrachters – bevor der den Namen des Heiligen liest – und der veränderten Sicht, "wenn man den Figuren dann einen Begriff zuordnet". Entspricht die Figur meiner Vorstellung eines Heiligen? Für Unterburger ist die Essenz: Figuren sind nicht heilig per se. "Wenn wir es ihnen nicht gestatten, dann sind sie es nicht."