Jenseits des Oscars: Was so alles verliehen wird
Schöne Preise? Abseits vom Oscar wird so allerhand verliehen in der Welt. Stilisierte Menschen, Weltkugeln oder Kameras existieren dabei neben Goldenen Hühnchen, Rehen, dicken Bärchen oder Bibern.

Berlin (dpa) - In der Nacht zum Montag deutscher Zeit (28./29.2.) werden wieder die Oscars in Hollywood verliehen. Die goldene Statuette der Academy Awards gilt als der Preis der Preise.
Daneben gibt es weltweit unzählige Preise in unzähligen Disziplinen. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Hier eine Auswahl der - oft goldenen - Trophäen, die über das Jahr verteilt so vergeben werden.
(MENSCHEN)FIGUREN
OSCAR: Die 35 Zentimeter hohe, vergoldete Statuette ist vier Kilogramm schwer. Die Figur ist eine Art Ritter auf einer Filmspule, der sich auf ein Schwert stützt. Ihren Namen verdankt die Figur angeblich der Bibliothekarin und späteren Direktorin der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Margaret Herrick. Die Figur sehe ihrem Onkel Oscar ähnlich, soll sie gesagt haben. 1939 ließ die Akademie den Spitznamen zu. Vergeben werden Oscars seit 1929.
LOLA: Der Deutsche Filmpreis existiert seit 1951 (zum Beispiel früher als Filmband in Gold); seit 1999 wird er als Statuette einer Frauenfigur mit einem stilisierten Filmband vergeben. In Anlehnung an deutsche Filmerfolge (Lola rennt von Tom Tykwer und Der blaue Engel mit Marlene Dietrich als fesche Lola) heißt er kurz Lola.
EMMY: Beim Emmy handelt es sich um den wichtigsten Fernsehpreis der USA. Neben den Primetime-Emmys für Programme zur besten Sendezeit am Abend gibt es die Daytime-Emmys - alles für US-Sendungen. Weltweite Produktionen haben bei der Verleihung der Internationalen Emmys eine Chance. Die goldene Statuette geht auf einen Entwurf des Designers Louis McManus zurück, dem seine Frau Modell gestanden haben soll: Eine geflügelte Frauenfigur hält ein Atommodell in die Höhe. Wird seit 1949 von der Amerikanischen Fernsehakademie verliehen.
ROMY: Der österreichische Film- und Fernsehpreis vom Kurier erinnert an die in Wien geborene Schauspielerin Romy Schneider (1938-1982). Die etwa 30 Zentimeter hohe vergoldete Statuette spielt auf eine Szene aus dem französischen Film Der Swimmingpool an, in der sich Schneider kokett ihr Trägerkleid richtet. Gibt es seit 1990.
PIERROT: Beim Bayerischen Filmpreis ist das Preissymbol die Porzellanfigur Pierrot aus der Comedia dell'arte des Rokoko-Künstlers Franz-Anton Bustelli. Ihre Schönheit dürfte wie bei so vielen Preisen eine Geschmacksfrage sein. Wird seit 1979 vergeben.
JUPITER: Der Publikumsfilmpreis Jupiter der Zeitschriften Cinema und TV Spielfilm ist eine goldene Statuette, die mit weit aufgespannten Flügeln an den römischen Göttervater (griechisch Zeus) erinnern soll. Wird seit 1979 vergeben.
LAUREUS: Die Laureus Awards werden für sportliche Sitzenleistungen vergeben - das Wort laureus ist der lateinische Begriff für das Siegersymbol im Sport, den Lorbeer. Die gold-silberne Statuette - ein Mann mit großem Kranz - wurde von Cartier entworfen. Stifter sind mehrere Firmen. Den Preis gibt es seit dem Jahr 2000.
MOONMAN: Die Trophäe in Form eines Astronauten auf dem Mond mit MTV-Fahne wird vom amerikanischen Musiksender als MTV Video Music Award verliehen. Gibt es seit 1984.
EUROPA: Die Goldene Europa war von Ende der 1960er Jahre bis 2003 ein Fernsehpreis mit weiblicher Statuette des Saarländischen Rundfunks.
OBJEKTE
GRAMMOPHON: Der Grammy in Form eines goldenen Grammophons (alter Plattenspieler) gilt als begehrteste Auszeichnung der Musikwelt. Vergeben wird der Preis von der National Academy of Recording Arts and Sciences (NARAS) in den USA in Dutzenden Kategorien. Seit 1959.
MIKROFON: Die gläserne Siegertrophäe des seit 1956 veranstalteten internationalen Musikwettbewerbs Eurovision Song Contest (ESC; früher: Grand Prix Eurovision de la Chanson) hat seit 2008 das stilisierte Design eines klassischen Mikrofons. Entworfen hat die Nostalgie-Statuette der schwedische Glaskünstler Kjell Engman. Jedes Jahr wird das Design leicht verändert, etwa mit dem eingravierten Namen der Gastgeberstadt.
KAMERA: Der Hörzu-Preis Goldene Kamera ist eine kleine Nachbildung der ersten funktionstauglichen elektronischen Fernsehkamera der Welt, der sogenannten Farnsworth, die 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin zum Einsatz kam. Der Bildhauer Wolfram Beck entwarf die Trophäe, die aus 600 Gramm vergoldetem Silber besteht. Ausgezeichnet werden Leistungen in Film und Fernsehen. Die erste Gala war 1966.
WELTKUGEL: Die Golden Globe Awards gelten in den USA als wichtigster Filmpreis nach den Oscars und bedeutendster Fernsehpreis nach den Emmys. Die Trophäen in Form einer goldenen Erdkugel werden seit 1944 vom Verband der Hollywood-Auslandspresse vergeben (Hollywood Foreign Press Association (HFPA)). Die Gewinner werden von internationalen Journalisten gekürt, die in Los Angeles und Hollywood arbeiten.
WELTKUGEL II: Bei den MTV Europe Music Awards handelt es sich um einen Erdball, auf dem das MTV-Emblem mit einer Feder befestigt ist. Wird seit 1994 jedes Jahr in einer anderen Stadt in Europa vergeben.
TONY: Der nach der amerikanischen Schauspielerin Antoinette (Tony) Perry (1888-1946) benannte Theaterpreis, der Musicals und Stücke vom Broadway ehrt, ist eine Trophäe mit Silbermedaille. Seit 1949.
POPCORNBECHER: Bei den MTV Movie Awards in den USA wird keine kleine Figur für Filmleistungen vergeben, sondern ein poppiger (güldener) Popcorn-Becher - in ungewöhnlichen Kategorien wie Bester Filmkuss oder Bester Bösewicht. Den Preis gibt es seit 1992.
SURFBRETT: Der unhandliche Preis der Teen Choice Awards - ein Surfbrett - hat zwar kein großes künstlerisches Gewicht, aber ist viel größer als alle anderen, bunt bemalt und zum Wellenreiten geeignet. Seit 1999.
STIMMGABEL: Die Goldene Stimmgabel war von Anfang der 1980er bis 2007 ein Preis für deutschsprachige Musik(interpreten), den der Moderator Dieter Thomas Heck erfunden hatte - eine güldene Hand mit Stimmgabel.
PFOSTEN: Bei der ironisch gemeinten Trophäe Goldener Vollpfosten der Satiresendung heute Show mit Oliver Welke handelt es sich um angepinseltes Holz, einem Absperrpfosten an der Straße nachempfunden. Die ZDF-Redaktion, die die jährlich vergebene Negativauszeichnung eigens haptisch vom Requisiteur herstellen lässt, spricht sie Prominenten für besonders peinliche Aussagen oder Aktionen zu.
KRATZBAUM: Das NRW-Forum und die Rheinische Post verliehen am 19. Februar in Düsseldorf den ersten deutschen Golden Kitty Award fürs beste Katzenvideo, einen golden angestrichenen Kratzbaum. Das Internet ist voll von sogenanntem Cat Content, ausgezeichnet ist nun ein Handy-Video von Thomas Baitinger aus der Nähe von Bremerhaven.
PFLANZEN UND OBST
PALME: Im Französischen heißt die wichtigste Auszeichnung des seit 1946 bestehenden Festivals von Cannes Palme d’or (Goldene Palme). Die Trophäe wurde mehrfach umgestaltet. Seit 1998 ist es ein in Zusammenarbeit mit Chopard entstandener handgemachter Palmwedel mit 19 Blättern, der auf einer Art Bergkristall-Quader liegt.
HIMBEERE: Die Goldene Himbeere (Golden Raspberry Awards; oft verkürzt zu Razzies) ist ein Negativpreis und eine Spott-Trophäe, die 1980 von dem Cineasten John Wilson als Gegenstück zur glanzvollen Oscar-Verleihung ins Leben gerufen wurde. Die Nominierten bleiben der Witz-Show normalerweise fern.
TIERE
BÄR: Der Hauptpreis der Berlinale (also der Internationalen Filmfestspiele Berlin) rührt vom Wappentier der deutschen Hauptstadt her. Die Vorlage stammt von der Künstlerin Renée Sintenis (1888-1965). Seit 1951 werden die tierischen Trophäen vom Unternehmen Hermann Noack aus Bronze hergestellt. Der Goldene Bär ehrt den besten Film im Wettbewerb. Silberne Bären gibt es zum Beispiel für die Schauspieler, die Regie und das beste Drehbuch.
BÄRCHEN: Der schwul-lesbische Berlinale-Preis Teddy wird an Filme verschiedener Genres aus dem gesamten Festival-Programm der Berlinale vergeben, die Themen aufgreifen, die homosexuell, transgender oder queer sind. Die Trophäe ist ein dickes, knuffiges Bärchen und stammt von Comic-Zeichner Ralf König. Wird seit 1987 vergeben.
REH: Der Bambi wird als traditionsreichster deutscher Medienpreis seit 1948 jährlich vom Burda-Verlag (Bunte) verliehen. Anfangs war die 28 Zentimeter hohe Trophäe noch aus weißer Keramik. Seit 1958 gibt es das Rehkitz aus Bronze mit einem Goldüberzug.
HUHN: Die Goldene Henne ist als Statuette tatsächlich ein stilisiertes Tier, obwohl der (oft als ostdeutsch bezeichnete) Preis von der Zeitschrift Super Illu sowie den Sendern MDR und RBB an die 1991 gestorbene Berliner Entertainerin Helga Henne Hahnemann erinnern soll. Verliehen wird die Henne seit 1995.
PANTHER: Beim Blauen Panther handelt es sich um den Bayerischen Fernsehpreis. Die Nymphenburger Porzellanfigur ist eigentlich weiß und die Pantherfigur sieht etwas abgemagert und aggressiv aus. Immerhin halten die Katzentatzen ein bayerisch-weißblaues Schild. Wird seit 1989 von Bayerns Landesregierung verliehen.
LÖWE: Das Filmfestival von Venedig gehört neben Cannes und Berlin zu den wichtigsten der Welt. Hauptpreis ist der Goldene Löwe, der sich, wie der Goldene Bär in Berlin, ans Stadtwappen anlehnt. Das Festival gibt es seit 1932, der Hauptpreis und seine Bezeichnung wechselten öfter. Erst seit Ende der 1940er ist vom (goldenen) Löwen die Rede.
LÖWE II: Der frühere RTL-Preis Goldener Löwe (zunächst vom Sender Radio Luxemburg ab 1959 verliehen, später auch TV-Auszeichnung) ging einst zusammen mit dem Telestar von ARD und ZDF im Deutschen Fernsehpreis auf. Die vor allem für Schlager- und Popmusik vergebene Trophäe hatte der Bildhauer Auguste Trémont erfunden.
LEOPARD: Mit dem Goldenen Leoparden (italienisch: Pardo d’oro) wird bei dem seit 1946 ausgerichteten Filmfestival von Locarno seit 1968 der beste Spielfilm im Wettbewerb prämiert. Davor war es längere Zeit ein Segelboot, wohl in Anspielung auf die Seelage am Lago Maggiore. Die Geschichte des Leoparden ist verworren - ob sich die Katzen-Statuette aufs Stadtwappen bezieht, auf dem eigentlich ein Löwe ist, der aber früher leopardenähnlich schlank gewesen sein soll, ist unklar. Die Trophäe entwarf der Schweizer Bildhauer Remo Rossi (1909-1982).
BIBER: Was verleihen wohl die Filmfestspiele von Biberach an der Riß? Richtig! Einen Biber. Die knuffige Statuette wird als Preis bei dem Festival vergeben, das sich Familientreffen deutscher Filmemacher präsentiert. Das Fest gibt es seit 1979.
ABSTRAKT/IRGENDWAS
ECHO: Als Student gewann der Designer Oliver Renelt Anfang der 1990er Jahre die Ausschreibung zur Gestaltung des deutschen Musikpreises, der eine Art Gegenstück zum Grammy sein soll (und inzwischen für Pop/Rock, Klassik und Jazz vergeben wird). Renelt entwarf die Trophäe und erfand auch deren Namen. Sie soll das Phänomen Echo in physischer Form darstellen: Wellen gehen vom Künstler (einer Strebe) aus und kehren als Publikumsresonanz und Erfolg wieder zurück. Der Preis der der Deutschen Phono-Akademie wird seit 1992 vergeben.
GRIMME-PREIS: Schöpfer der TV-Preis-Trophäe, die seit 1964 verliehen wird und nach dem Pädagogen und Politiker Adolf Grimme (1889-1963) benannt ist, war eine Gruppe der Hochschule für Gestaltung Ulm unter Otl Aicher. Erläuterung der Urheber: Es handle sich um mehrere, dem Bildschirm ähnliche Flächen, die ein komplexes Spiegelbild entstehen lassen. Die Flächen können sowohl für die Technik des Sendens (Relais) verstanden werden, als auch für das Fernsehen an sich, als Mittel der Ausstrahlung und Verbreitung. Alles klar?
DEUTSCHER FERNSEHPREIS: Die Trophäe des Deutschen Fernsehpreises ist wohl am ehesten als Plexiglas-Obelisk zu beschreiben. Was das jetzt genau mit TV zu tun hat, ist Interpretationssache. Gibt es seit 1999.
CÉSAR: Der französische Filmpreis wurde einst als europäische Antwort auf den Oscar erfunden und wird in Paris von der Académie des Arts et Techniques du Cinéma vergeben. Der Name rührt nicht vom römischen Kaiser her, sondern bezieht sich auf den Bildhauer César Baldaccini (1921-1998), der für seine Arbeiten aus Schrott berühmt war. Der Künstler schuf die als Preis vergebene klobige Trophäe in seinem typischen Compression-Look. Die Statuette scheint ein bisschen was mit einer Filmspule zu tun zu haben. Den César gibt es seit 1976.
DER FAUST: Lange hatte Deutschland im Gegensatz etwa zu Österreich oder Frankreich keinen nationalen Theaterpreis. Seit 2006 gibt es nun den Deutschen Theaterpreis Der Faust (in Anspielung auf den Goethe-Klassiker), ausgerichtet vom Deutschen Bühnenverein, der Kulturstiftung der Länder und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Die abstrakte Riegel-Trophäe entwarf der österreichische Bühnenbildner Erich Wonder. Sie erinnert ein bisschen an einen Tacker (Heftgerät), soll aber wohl im Innern einen langen spiegelnden Bühnenraum symbolisieren.
MASKEN, BÜSTEN
MASKE: Die BAFTA Awards, der Preis der British Academy of Film and Television Arts, wird seit Ende der 1940er Jahre vergeben. Die bis heute verliehene Maske als Trophäe stammt von dem amerikanischen Bildhauer Mitzi Cunliffe aus den 1950er Jahren.
BÜSTE: Der spanische Filmpreis Goya ist nach dem spanischen Maler Francisco de Goya (1746-1828) benannt. Es handelt sich um eine Goya-Bronzebüste. Er wird von der Academia de las Artes y las Ciencias Cinematográficas seit 1987 vergeben. Auch der französische Theaterpreis Molière ist eine Büste des gleichnamigen Dramatikers (1622-1673), der etwa Der eingebildete Kranke schrieb.