Josef Bierbichler stellt Roman "Mittelreich" vor
Von Grit Warnat
Magdeburg l Josef Bierbichler kennt man eher als Schauspieler denn als Schriftsteller. Er ist auf den großen deutschsprachigen Bühnen zu Hause und bekannt aus Filmrollen wie "Im Winter ein Jahr" von Caroline Link oder in Michael Hanekes oscar-nominierten Streifen "Das weiße Band". Dass sich Bierbichler nicht nur auf der Bühne und vor der Kamera aussdrucksstark präsentieren kann, zeigt sein drei Generationen umspannender Roman "Mittelreich", eine sprachgewaltige Familienchronik, erschienen im renommierten Suhrkamp Verlag.
Bierbichler wohnt am Starnberger See, ist Sohn einer Landwirtfamilie. Irgendwo dort siedelt er auch seine Romanhandlung an. Im Seewirtshaus in Seedorf beginnt die Geschichte. Es ist Erster Weltkrieg, als sein Protagonist Pankratz noch von einer Karriere als Sänger träumt. Doch dann kommt der ältere Bruder mit einem Kopfschuss zurück, geistig zerstückelt, wie Bierbichler schreibt, und dem Vater bleibt nicht anderes übrig, als dem jüngeren Sohn zu sagen: "Du musst jetzt das Ganze weiterführen." Pankratz tritt das Erbe an.
In der Rückschau lässt Bierbichler mal derb, mal traurig, mal komisch, mal schmerzhaft deutsche Geschichte aufleben - mit zwei Weltkriegen und der Einquartierung von Flüchtlingen, mit Missbrauch im Klosterinternat, mit dem Schweigen der Menschen in der Nachkriegszeit, mit Antisemitismus und Doppelmoral, die bis hin in die Wirtschaftswunderzeit lebt.
"Natürlich ist die Geschichte des Buchs angelehnt an den Raum, in dem ich lebe. Aber ich wollte kein Porträt meiner Familie und ihres Hauses machen. Das ist das Buch auch nicht", hatte Josef Bierbichler in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" gesagt. Vielleicht geht er darauf näher ein, wenn er am 1. Februar (19.30 Uhr) auf Einladung des Literaturhauses Magdeburg im Theater Grüne Zitadelle aus "Mittelreich" lesen wird.
Information: Literaturhaus Telefon (0391) 4044995