Der norwegische Bestsellerautor veröffentlicht gemeinsam mit Akin Düzakin "Fragen fragen" Jostein Gaarder stellt 70 Fragen
Zwei Jahrzehnte nach seinem Welterfolg "Sofies Welt" schreibt der Norweger Jostein Gaarder fleißig weiter und stellt dabei in Kinder- und Jugendbüchern große Fragen zum Leben.
Kopenhagen/Oslo (dpa) l Jostein Gaarder findet, dass er mit 60 "doch irgendwie erwachsen geworden" sei, und hat für das kommende Jahrzehnt kristallklare Pläne: "Weiter Bücher schreiben und mehr in norwegischen Bergen wandern. Ich bin zu wenig draußen in der Natur gewesen." Am Mittwoch hatte der weltweit erfolgreiche Jugendbuchautor seinen runden Geburtstag ausschließlich privat gefeiert.
Zwei Jahrzehnte nach dem Weltbestseller und Dauerbrenner "Sofies Welt" mit philosophischen Grundfragen an das Leben, verpackt in eine Jugendgeschichte und in 40 Millionen Exemplaren weltweit verkauft, formuliert Gaarder zum eigenen Geburtstag neue grundlegende Fragen zwischen zwei Buchdeckeln, diesmal vor allem für Zehn- oder Elfjährige, mit Illustrationen seines Landsmannes Akin Düzakin. "Fragen fragen" heißt der neue Band, von dem der Autor hofft, dass "Eltern und Kinder beim Vorlesen über grundlegende Fragen sprechen, auf die es eigentlich nie eine klare Antwort geben kann".
Aus 70 Fragen besteht das Buch, von "Woher kommt die Welt?" bis "Was habe ich mit meinem Leben vor?". Für sich selbst beantwortet der Norweger die letztere der dpa ohne Zögern und mit freundlich klingender Hast: "Sie ist für mich natürlich weniger drängend als für einen 20- oder 30-Jährigen. Ich bin so privilegiert, dass ich weiter das tun kann, wozu ich am meisten Lust habe."
Die Basis dafür hat der Sensationserfolg von "Sofies Welt" ab 1993 gelegt. Ulrich Störiko-Blume, verantwortlich für Kinder- und Jugendbücher beim Münchner Hanser Verlag, meint: "Der Gaarder hat die fixe Vorstellung geknackt, dass bestimmte Themen für Jugendbücher zu sperrig und auch unverkäuflich sind." Hanser wiederum habe einen "großen moralischen Anteil" am Sofie-Welterfolg, weil das Buch hier zum ersten Mal gepusht worden und beim Publikum angekommen sei.
Auch die darauffolgende und bis heute fleißige Produktion des Autors hat ihre Leser gefunden - nach Gaarders eigenen Angaben in Osloer Medien bisher in 59 Sprachen und mit 80 Millionen verkauften Büchern.
Zu dem damit verbundenen persönlichen Reichtum gibt es in "Fragen fragen" den passenden Satz: "Muss ich viele Dinge besitzen, um glücklich zu sein?" Gaarder dazu: "Ich persönlich definitiv nicht. Und wir im reichen Norwegen generell sind ja nach allen Umfragen nicht so glücklich wie die Menschen im armen Bangladesch."
Mit "Sofies Welt" wird der Sofiepreis finanziert
Brücken zwischen diesen beiden Welten will der Ex-Lehrer unter anderem dadurch bauen, dass er zusammen mit Ehefrau Siri Dannevig den Sofiepreis gestiftet und mit Tantiemen für "Sofies Welt" finanziert hat. Der Preis geht seit 1998 jährlich an Männer und Frauen, die sich für "eine anständige und faire Verteilung der Weltressourcen" eingesetzt haben. Zuletzt wurde die französisch-norwegische Korruptionsbekämpferin Eva Joly für ihren "Kampf gegen die Gier-Kultur" ausgezeichnet.
Selbst bekam Gaarder 2004 den Willy-Brandt-Preis, zum Gedächtnis an den während der Nazizeit lange in Norwegen lebenden späteren deutschen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger. Der Schriftsteller habe "mithilfe seiner Bücher zu einem intensiven (Lese-)Dialog zwischen Norwegen und Deutschland beigetragen", hieß es in der Begründung.
Scharfe Aussagen über die israelische Besatzungspolitik in Palästina 2006 trugen Gaarder Antisemitismus-Vorwürfe ein. Er wies das zurück und verwahrte sich gegen die Gleichsetzung von Kritik am Staat Israel mit einer "antijüdischen Haltung". Nach den zwei Terroranschlägen in Oslo und auf Utøya mit 77 Toten vor gut einem Jahr wurde Gaarder zum international häufig zitierten Kommentator mit seiner Grundaussage: "Wir haben unsere Unschuld verloren."
Jostein Gaarder, Akin Düzakin: Fragen fragen, Hanser Verlag, München, 80 Seiten, 10 Euro, ISBN 978-3-446-24086-5