Multitalent Jubiläumsausstellung zu Robert Gernhardt
Robert Gernhardt schrieb satirische Texte, malte, dichtete und zeichnete. Nun widmet ihm das Caricatura-Museum in Frankfurt eine Ausstellung.
Frankfurt/Main (dpa) - Bunte Pastellzeichnungen, ein Comic über ein Nilpferd oder das Grüngürteltier: Der zeichnerische Nachlass von Robert Gernhardt (1937-2006) ist vielfältig. An diesem Mittwoch (13.12.) wäre der Frankfurter Künstler 80 Jahre alt geworden.
Aus diesem Anlass zeigt das Caricatura Museum Frankfurt von Freitag (15.12.) an eine Ausstellung über sein Schaffen. "Er war ein Meister der Bildgeschichte - ein Multitalent, Genie fast", würdigt Museumsdirektor Achim Franz Gernhardt am Dienstag.
In der Ausstellung sind aber nicht nur Cartoons oder Illustrationen zu sehen. Besucher können außerdem von Gernhardt gesprochene Texte oder Gedichte anhören. Zu sehen ist auch die Plüschtier-Version des Grüngürteltiers - ein Geschöpf von Gernhardt, das er einmal als "das Kreuzungsergebnis aus Wutz, Molch und Star" bezeichnete.
Für Otto Waalkes gab der Mitgründer des Satire-Magazins "Titanic" einst Bücher heraus, schrieb Drehbücher für "Otto"-Filme sowie Sketche und Serien für den Hessischen Rundfunk. Der Autor Bernd Eilert sagte bei seiner Trauerfeier, Gernhardt habe so viele Verse im Bewusstsein seiner Leser untergebracht wie kaum ein anderer deutscher Dichter. "Ich habe mich gesonnt in diesem Schatten - er wird mir fehlen."
Neben der zeichnerischen Kunst gehörten Wortspiele und Parodien zu den Markenzeichen Gernhardts, der im Gebiet des heutigen Estland geboren wurde und nach seinem Studium der Malerei und Germanistik 1964 nach Frankfurt kam. Dort wurde er zum Mitbegründer der "Neuen Frankfurter Schule", wie der Kreis der Karikaturisten um die Satire-Zeitschrift "Pardon" genannt wurde, die in Deutschland ein neues Komikverständnis begründeten.
Geschätzt wurde er vor allem für seine Stärke, mit scheinbar banaler Leichtigkeit alles um sich herum poetisch niederzuschreiben. "Ich weiß nicht, was ich bin./Ich schreibe das gleich hin./Da hab'n wir den Salat:/Ich bin ein Literat." Dabei setzte er sich in seinen über 40 Einzel- und Sammelbänden mit einer Vielzahl an Themen auseinander - von Krankheit über Gott und die Welt bis hin zu aktueller Tagespolitik.
In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Gernhardt vermehrt seiner Krebserkrankung. So schrieb er Tage vor seinem Tod, er sei zeitlebens ein "homo producens" gewesen. Die Eintragungen im Anfang Juni 2006 begonnenen "Brunnen"-Heft enden mit der Zeichnung einer schlafenden Katze. Die letzten Worten lauten: "Die Gegenwart, die mich davon abhält, mir über die Zukunft allzu viele Gedanken zu machen. Noch, noch..."
Aber nicht nur sein persönliches Schicksal fand sich in den Gedichten und Zeichnungen des Satirikers wieder, sondern auch die Liebe zur Toskana und seine vielen Reisen. Dabei führt er anekdotenhaft in seinen Reisenotizen "Hinter der Kurve" den Leser mal mit seinem Wohnmobil durch Kanada, mal beschreibt er, wie Reiseführer ihn in Bangkok von Basar zu Basar bis zur nächsten Schlangenfarm schicken.
Für seine Werke erhielt der Dichter eine Vielzahl an Preisen: 2004 zum Beispiel den Heinrich-Heine-Preis als "kritischer Beobachter, Dichter und Karikaturist der deutschen Zustände", wie die Jury ihre Entscheidung begründete. Der Laudator und Autor Michael Maar würdigte Gernhardt damals "als Rigoristen der Wahrheit", der "ein würdiger Nachfahr" von Heinrich Heine sei. Gernhardt starb 2006 im Alter von 68 Jahren an Krebs.