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Polizeiruf "Totes Rennen" in Magdeburg

Ein weiterer „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg: Für „Totes Rennen“ ermittelt TV-Kommissarin Brasch im Wettmilieu.

Von Grit Warnat 16.02.2020, 00:01

Magdeburg l „Wieso laufen uns eigentlich immer die Kollegen weg? Liegt das an mir?“, fragt Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) am Tatort an der Elbe. Bei dieser Selbsthinterfragung schmunzelt man als Zuschauer. Schauspieler Sylvester Groth, der erste Partner, Matthias Matschke, der zweite, schmissen als Kommissarpartner das Handtuch. Brasch ermittelt jetzt zum ersten Mal allein, auch wenn Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler) die Chance nutzt, den Schreibtisch im Revier mit Draußen-Arbeit an der Seite von Brasch zu tauschen.

Die Ermittlungen führen an die Elbe, in Spiellokale und auf die Pferderennbahn im Herrenkrug. Der „Polizeiruf“ ist ein Blick in die Welt der Wetten und der Spielsucht. Der tote Milan Siebert (Vincent Krüger) war spielsüchtig und verscherbelte alles, was nicht niet- und nagelfest war. Der 28-Jährige hat das Sparbuch seines Sohnes geplündert und Olympia-Medaillen für den grün-roten Eiskunstlaufverein (muss man als Magdeburger Sportinteressierter nicht verstehen) zu Geld gemacht. Eine Einnahmequelle war aber auch das LKA, dessen Sonderkommission „Toto“ von Hannes Kehr (Michael Maertens) geleitet wird.

Siebert arbeitete für ihn, war Informant. Wurde er deshalb Opfer der Wettmafia? Bis zum Schluss dreht sich das Täter-Karussell. Es bleibt also spannend in einem Plot mit Schmerz, den Anverwandte eines Spielsüchtigen durchleben, und Zocker-Milieu-Einsichten.

Es gibt einige Durchhänger im Drehbuch, das vor allem auf dieses immer wieder gesehene Zuständigkeitsgehabe zwischen den Wichtigeren vom LKA und den Normalo-Kriminalbeamten hätte verzichten können. Und dass Kriminalrat Lemp Gitarre spielt und singt, nun ja, auch nichts Neues bei den musikalisch ambitionierten Kommissaren in den Polizeiruf- und Tatort-Filmen.

Die Stärke des Film ist die schauspielerische Leistung, voran ein starker Michael Maertens als Mann vom LKA. Der Mime, seit zehn Jahren Ensemblemitglied am renommierten Burgtheater Wien, vermag es, dass es weder Brasch noch dem Zuschauer gelingt, ihn zu durchschauen. Hat er was mit Micky Puhle zu tun, dessen Zuhause die Wettbüros sind und der sein Geld mit Wettbetrug verdient (Martin Semmelrogge erkennt man anfangs nur an der unverwechselbarer Stimme)?

Und wie macht sich Brasch? Einzelkämpferei ist sie beileibe nicht. Sie hat einen neuen jungen Kollegen im Innendienst (Pablo Grant spielt Kriminalobermeister Günther Márquez) und einen sich freundschaftlich kümmernden Lemp. Sie ist teamfähig geworden. Und sie ist verletzlich. Nicht nur, weil sie mit einer Mixtur Schachmatt gesetzt wird. An die einstige Kantigkeit der Kommissarin ist man noch einmal mit Schmirgelpapier gegangen. Etwas zu weit, denn Probleme beim Autofahren will man der Figur Brasch nicht abnehmen. Vor Jahren schrotete sie noch mit dem Motorrad durch Magdeburg und kippte einen Schnaps und darauf ein Bier. Jetzt trinkt sie Cola und kommt mit dem Taxi vorgefahren.

Der neue „Polizeiruf 110: Totes Rennen“ wird am 16. Februar um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.