Ausstellung in Halberstadt mit Zeichnungen von John Cage und Klangsteinen Arthur Schneiters Klingende Steine schwingen im Domschatz
Zeitgenössische Kunst direkt zwischen den mittelalterlichen Preziosen des Halberstädter Domschatzes. Heute wird in Halberstadt eine Ausstellung mit Zeichnungen des amerikanischen Komponisten John Cage und Klangsteinen des Schweizers Arthur Schneiter eröffnet.
Halberstadt l Auf Hochglanz poliert stehen, liegen und hängen sie. In satt-schimmerndem Schwarz, in dunklem, changierendem Grün. Zarte Wellen fordern den Betrachter heraus, sie zu berühren. Aus scharfen Einschnitten leuchtet der rohe Stein. Dolerit aus Südschweden, Serpentin aus Italien - den Schweizer Bildhauer Arthur Schneiter reizen harte Steine. Und die Klänge, die ihnen zu entlocken sind. Durch Streicheln, leichtes Klopfen setzen die Besucher Schwingungen frei, die sich in den Räumen des Halberstädter Domschatzes entfalten.
Auf einem im Gewändersaal stehenden Stein spiegelt sich die kostbare Seide des ältesten Gewandes in der Sammlung - die Stücke treten in direkten Dialog. "Das ist es, was wir hier wollen", sagt Domkustos Thomas Labusiak. Er ist begeistert, dass sich die zeitgenössischen Stücke so nahtlos in die Sammlung mittelalterlicher Kunst einfügen. "Sie bringen etwas ganz Neues ein, denn die Besucher sind ausdrücklich aufgefordert die Steine zu berühren. Was bei den anderen Stücken im Schatz strengstens verboten ist", fügt der Kunsthistoriker schmunzelnd hinzu.
Die Steine des Schweizer Künstlers, der für Halberstadt extra drei neue Arbeiten angefertigt hat, um den konservatorischen Anforderungen gerecht zu werden, erwachen durch die Berührung zum Leben. Sie wecken eine uralte Vorstellung von Spiritualität. "Schon vor 5000 Jahren wurden Steine zum Klingen gebracht", sagt Arthur Schneiter. Dank der Unterstützung durch die Kulturstiftung des Kantons Thurgau konnte er den Transport der 50 bis 100 Kilogramm schweren Steine in den Harz bewältigen, zweimal ist er die Strecke gefahren, um seine sieben Klangsteine in den Halberstädter Stephanus-Dom zu bringen. Einen der Steine hat er für ein Werk seines Komponistenfreundes Ulrich Gasser gefertigt. "Die Steinigung des Stephanus" heißt es, ein Stück für Flöte, Bariton und Klangsteine.
Steine sind es auch, die sich auf den Zeichnungen von John Cage widerspiegeln. Der amerikanische Komponist, der in diesem Jahr 100 geworden wäre, hat sich intensiv mit dem Zen-Buddhismus beschäftigt. Ein antiker Klostergarten in Kyoto regte ihn zu Radierungen an, die er später mit Zeichnungen fortsetzte. Auch hier setzte er das Zufallsprinzip ein. Zarte Linien überziehen das Papier, eine abstrakte Ornamentik, die in Dialog tritt mit der Ornamentik der romanischen Wirkteppiche im Domschatz. Neben den Zeichnungen sind zwei seiner großformatigen, von Rauch gefärbten Fahnen seiner letzten Aquarelle zu sehen, die das Staatliche Museum Schwerin zur Verfügung stellt.
Die von Harriett Watts kuratierte, von der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt und dem US-Konsulat in Leipzig unterstützte Ausstellung, ist von heute 17 Uhr bis zum 21. Oktober im Halberstädter Domschatz zu sehen und Bestandteil des bis Sonntag laufenden Festivals "Halberstadt: Ein Haus voller Musik".