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"Nachtschwärmer" mit neuem Programm auf dem Theaterschiff Kreuztonart auf Kaperfahrt lässt eine Frage offen

14.08.2010, 05:44

Das Theaterschiff, seit 2009 unterwegs und nach eigenen Angaben das einzige Theaterschiff auf der Mittelelbe, legte am Donnerstagabend zur Premierenfahrt mit dem Programm "Sternenfischer – Kreuztonart auf Kaperfahrt" ab. Nicht planmäßig von Magdeburg aus zur Panoramafahrt, sondern wegen des Hochwassers auf der Elbe von Schönebeck aus in Richtung Glinde und zurück.

Von Rolf-Dietmar Schmidt

Magdeburg. Ein Theaterschiff unterscheidet sich von einem normalen Theater dadurch, dass man zur Pause nicht einfach gehen kann, wenn einem das Programm nicht gefällt. So war nicht genau einzuschätzen, wie begeistert das Publikum von der Kaperfahrt auf der Hochwasserelbe samt Drei-Gänge-Menü mit Gesang tatsächlich war.

Der Beifall war freundlich, die Mühen der "Nachtschwärmer" Ulrike Nocker, Oliver Vogt und Matthias Krizek redlich. Allein der zündende Funke wollte nicht so recht überspringen.

Vermutlich war der Anspruch, Seemannslieder mit anspruchvollen Mey-Titeln, Brecht/Weill mit Musical-Melodien und Mozarts Papageno mit einem biertrinkenden Raubär zu kombinieren, ein Ding der Unmöglichkeit. Was blieb, war ein Torso aus durchaus Hörenswertem mit besser zu Überhörendem, der lediglich durch Stichworte wie Sterne, Fischer, Kaperfahrt und Seeräuber zusammengehalten wurde.

Das war insofern schade, weil an einigen Stellen durchaus das komödiantische und musikalische Talent der drei Künstler aufblitzte. So war das Lied vom Liebhaber unterm Bett, der vom GEZ-Kontrolleur gerettet wird, tatsächlich ein Schelmenstück von Matthias Krizek, von dessen Art mit Witz und Humor man sich mehr gewünscht hätte.

Ein Theaterschiff ist etwas Besonderes. Also erwartet der Besucher nicht lediglich eine Kaffeefahrt mit Unterhaltung, sondern ein Theatererlebnis in einem ganz außergewöhnlichen Umfeld. Diese hohe Erwartungshaltung kann sich durchaus auch als Hürde erweisen, wenn sie nicht erfüllt wird. Musikalische und Regie-Unterstützung erhielten die "Nachtschwärmer" von Kabarettmitgliedern der "Kugelblitze". Das war zu spüren, wenngleich das musikalische Kleinkunstprogramm auf dem Theaterschiff eben kein Kabarettprogramm ist.

Absolut positiv machte sich bemerkbar, dass auch die Crew der "Marco Polo", so der Name des Theaterschiffes, mit in das Geschehen einbezogen wurde. Vom Kapitän bis zum Smutje brachten sich alle ein und agierten nicht nur als Statisten.

Ergänzt wurde das künstlerische Programm durch drei Gänge eines Menüs. Das ist sicher eine Herausforderung für eine kleine Schiffskombüse und ihren Koch, aber vielleicht hätte die Orientierung an der deftig-einfachen Speisekarte eines Kaperschiffes mehr Originalität auf den Tisch gezaubert, als eine extrem abgespeckte Variante der Traumschiff-Idylle.

Bleibt die offene Frage nach der Kreuztonart und ihrem Zusammenhang mit einer Kaperfahrt. Musiktheoretisch ist die wichtigste Tonleiter die C-Dur-Tonleiter. Dann geht es immer eine Kreuztonart weiter hinauf. Ob die Seeräuber auf der Elbe, wenn es sie denn gab, so musikalisch waren, bleibt vermutlich ihr Geheimnis. Die "Nachtschwärmer" auf der "Marco Polo" jedenfalls haben da nicht vollends Klarheit geschaffen.