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Komponist und Akkordeonist Hans-Wilhelm Vogt wird morgen 80 Jahre alt Der rastlose Vater der Harzer Folklore

Von Hans Walter 16.05.2012, 03:20

Am 17. Mai feiert Hans-Wilhelm Vogt, der "Vater der Harzer Folklore", in Wernigerode seinen 80. Geburtstag. Rund 100 Erfolgstitel stammen aus seiner Feder.

Wernigerode l Zu diesen Titeln kommen noch zahlreiche Jodelsätze und instrumentale Kompositionen auch für seltene Volksinstrumente wie das Birkenblatt. Zu seiner bekanntesten Gruppe wurden ab 1967 die "Harzer Folkloristen", die er als Komponist, Akkordeonist und künstlerischer Leiter zum Erfolg brachte.

Sie vereinte die besten Sänger und Jodler. Zahlreiche Schallplatten wurden bei Eterna und Amiga gepresst. Sie erreichten große Auflagen und machten das Gebirge in seinen Liedern mit den Traditionen und dem Witz der Fuhr- und Bergleute, der Köhler, Holzhacker, Hirten und Grasefrauen weithin bekannt. Und durch die klangvollen Jodler - denn in anderen deutschen Mittelgebirgen wird nicht gejodelt.

Vogts Titel wie "Wir bringen Grüße vom Harzer Land", "Wandern und Schauen", "Weit dehnen sich die Wälder", "Wenn vom Harzer Land wir singen" oder "Kommst du mal in die bunte Stadt" wurden zu Volksliedern, gesungen im Osten wie im Westteil des Harzes. Sie sind Zeugnisse der Kultur wie gleichermaßen Tourismuswerbung, dokumentiert auf vielen CDs. Seine vertrauten Textautoren waren Heimatdichter wie Fritz A. Körber, Wolfgang Borchert und Wolfgang Wenderoth, die das Land und seine Leute bestens kannten.

Hans-Wilhelm Vogt blieb als Musiklehrer und von 1981 bis 1997 als Direktor der Kreismusikschule "Andreas Werckmeister" immer geerdet. Die Verbindung zur Jugend war ihm wichtig. Hier besonders wollte er etwas weitergeben. Die Benennung mit dem Namen des aus Benneckenstein stammenden bedeutenden barocken Musiktheoretikers und Musikers geht auf Forschungen Vogts zurück. Er machte den Namen Werckmeisters in den 1980er Jahren überhaupt erst bekannt und setzte ihn für "seine" Musikschule gegen viele Widerstände durch.

Zahlreichen Folkloregruppen zwischen Seesen und Stolberg in Ost und West ist Hans-Wilhelm Vogt auch im Alter ein sachkundiger Partner. Mit Rat - wie bei Vorträgen im "Zentrum HarzKultur" oder mit Tat, wie bei der Drübecker Kindergruppe "Klosterspatzen", die vor zwei Jahren seine Hilfe erbat. Er weiß sehr wohl, dass regionale Folklore in Zeiten der Globalisierung mehr und mehr verdrängt wird - und stemmt sich dennoch mit aller Kraft dagegen. Jede Landschaft braucht eigenen Klang. Weil daraus Identität erwächst. Nicht Heimat- und Bindungslosigkeit ...

Seine älteste Liebe aber gilt seit 1960 der Harzer Heimatgruppe Elbingerode. An die 2500, 3000-mal wird Vogt bei Wind und Wetter den Weg von Wernigerode zu Proben und Auftritten genommen haben. Es ist absolut Guinnessbuch-verdächtig, dass ein Komponist und Musiker über fünf Jahrzehnte einem Volkskunst-Ensemble die Treue hält und es bis heute aktiv zu Erfolg führt.

Den Harzer Jodelwettbewerben von Hesserode und besonders Altenbrak war und ist Vogt besonders verbunden - seit genau 52 Jahren. Er publizierte auch über die Kunst des Jodelns. In diesem Jahr im September findet der Wettstreit in Altenbrak zum 60. Mal statt - Anlass für Wolfgang Wenderoth und Vogt, das Jubiläums-Jodellied "Fahr im Urlaub in die Berge - he, Altenbrak" zu texten und eine Kehlkopfakrobatik zu komponieren. Die Heimatgruppe Elbingerode wird es singen.

Hans-Wilhelm Vogt, der rast- und ruhelose musikalische "Vater der Harzer Folklore", wurde 2004 für seine Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. "Im Rückblick freue ich mich über jeden Tag, den ich gesund mit Musik, mit meiner Familie und Arbeit verbracht habe", sagt Vogt. Er wurde zur Stimme der Harzlandschaft. Glückwunsch!