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Junge Pianistinnen eröffnen Sommermusikakademie Leidenschaft und Virtuosität

01.08.2011, 04:40

Der Akademiesaal im Schloss Hundisburg war am Sonnabendabend ausverkauft. Selbst auf der Bühne sind Plätze geschaffen worden. Das Saallicht wird zurückgefahren. Der Spot "rückt" den Flügel im vorderen rechten Saalbereich in das Zentrum des Zuschauerinteresses. Die gut 200 Gäste erwarten in diesem festlichen Ambiente das Eröffnungskonzert der 19. Sommermusikakademie Schloss Hundisburg.

Von Helmut Rohm

Hundisburg. "Jung - international - preisgekrönt" ist das Motto dieser Veranstaltungsreihe, die vom 30. Juli bis 7. August auf Schloss Hundisburg stattfindet. Für die eröffnende "Europäische Wettbewerbsnacht" haben die Organisatoren um Prof. Rolf-Dieter Arens zwei junge, bereits international renommierte Pianistinnen verpflichten können.

Asagi Nakata (17), wurde in Japan geboren, wohnt seit Jahren in London. Ihr Konzertdebüt gab sie 2008 in Waterloo. Aus Georgien stammt die 17-jährige Mariam Batsashvili. Bereits mit elf Jahren debütierte sie als Konzertpianistin bei dem Young Talents-Konzert in Wien.

Beide Klaviersolistinnen waren unter anderem Preisträgerinnen des von der Hochschule für Musik ausgelobten "Internationalen Franz-Liszt-Wettbewerbes für Junge Pianisten". Mariam Batsashvili, so Prof. Arens, wurde bei diesem Wettbewerb 2011 erstmalig ein "Grand Prix" zugesprochen.

Dass diese Erfolgs-Biografien keine unberechtigten Vorschusslorbeeren avisieren, bewiesen Asagi Nakata und Mariam Batsashvili eindrucksvoll mit ihren Hundisburg-Konzerten. Sie haben sich Kompositionen ausgesucht, die sowohl berühmt, aber gleichsam anspruchsvoll in der Interpretation sind.

Asagi Nakata, im langen blauen Konzertkleid, ging fast schüchtern wirkend zum Flügel, stellte die Sitzbank kurz nach, nahm eine kurze Konzentrationszeit. Im Saal wurde es ganz still.

Es erklang Beethovens Klaviersonata Nr. 14, die später auch als "Mondscheinsonate" bekannt wurde. Erfrischendes Spiel wurde gepaart mit professionellem technischen Können, gespannt von stimmiger Anschlagtechnik bis zum effektvollen Umgang mit Lautstärke und Tempi, überraschend gespielten Kontrasten.

Alles ohne übetriebene Körpersprache, wohl aber mit spürbarer innerer Beziehung zur Musik. Asagi Nakata versetzte ihre Zuhörer in eine fantasievolle romantisch-lyrische, teils auch traurig anmutende Stimmung. Großer Beifall hier, wie nach jedem Stück und zum Abschluss, der mit einer Zugabe erweitert wurde. Zu ihrem weiteren Programm gehörten Chopins Ballade Nr. 3 und Liszts "Vallée d\'Obermann".

Eindrucksvolle Spannungssteigerung

Nach der Pause eröffnete Mariam Batsashvili in einem an heimatliche Volkstracht angelehntem Outfit mit dem relativ kurzen, jedoch sehr prägnanten Prélude von Sergei Rachmaninow. Wuchtige Akkorde wurden energisch gesetzt, Kraft pur, einem eruptierenden Vulkan gleich. Im reizvollen Kontrast dazu die überraschend tänzerischen Sequenzen, gespielt mit "lockerer" Hand. Tollen Beifall gab es, vereinzelte Bravorufe.

Nach Liszts "Petrarca-Sonett" steigerte sich Mariam Batsashvili mit ihrer zweiten Liszt-Komposition "Aprés une Lecture du Dante - Fantasia Quasi Sonata" zu weiterer Höchstform.

Hart gesetzte tieflagige Akkorde, in höhere Lagen aufsteigernd, Tempointensivierung - Die Pianistin beherrscht es meisterlich, Liszts raffinierte Kompositionseinfälle zu einer eindrucksvollen Spannungssteigerung zu führen. Die inhaltliche Beschreibung eines "wilden Rittes der Seele zur Hölle" klingt mit versöhnlicher harmonischer Leichtigkeit aus. Das Publikum ist begeistert.

Ebenso wie nach ihrem Schlussstück "Andante Spianato Grande Polonaise Brillante" von Frédéric Chopin. Die Zuhörer geben stehenden Beifall. Die Pianistin revanchiert sich mit zwei Zugaben.

Das war ein Sommerakademie-Auftakt nach Maß. Es folgen noch sieben weitere Konzerte auf Schloss Hundisburg.