Ausstellung Lichtgemälde eines Reisenden
Unter der Überschrift "In your eyes" zeigt die Kunststiftung Sachsen-Anhalt in Halle Arbeiten von 14 Stipendiaten.
Halle l Vier Wochen in einer fremden Stadt, in einem fremden Land können lang oder kurz erscheinen. Aufregend sind sie in jedem Fall – vor allem, wenn sie mit einem Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt finanziert sind. Dann kommt zum Entdecken noch der Druck, etwas zu produzieren. Das ist keine Vorgabe der Stiftung, die aber gern später die neu entstandenen Stipendiaten-Arbeiten ausstellt. So auch in der aktuellen Schau „In your eyes“, in der die Arbeiten von vierzehn Stipendiaten, die in den vergangenen vier Jahren in fünf Ländern unterwegs waren, gezeigt werden.
„Druck macht man sich schon selbst“, sagt Ex-Los-Angeles-Stipendiat Klaus Pockrandt, der Lichtmalerei und viele Fotos aus Amerika mitgebracht hat. Pockrandt war, wie seine Kollegin Christine Matzke, in der Villa Aurora, der Exilunterkunft von Lion Feuchtwanger in Kalifornien, zu Gast. Während sich Matzke mit der Geschichte der Villa und der Geschichte der Stechpalme, die Hollywood den Namen gab, beschäftigt hat, erkundete Pockrandt anfangs ziellos Stadt und Umgebung, fotografierte Leere, Vereinzelung und die bunten Leuchtreklamelichter.
Aus denen entstanden dann „Lichtgemälde“ – starkfarbige Farbstreifen vor schwarz, die in der Ausstellung zu sehen sind. Für Pockrandt waren die Stipendiatenwochen eine „ausgekoppelte“ Zeit, die ihm viel Material für Folgeausstellungen bescherte.
Viel Material und den dringenden Wunsch, immer weiter am selbst gestellten Thema ihres Tel-Aviv-Aufenthaltes zu arbeiten, hat auch Nina Victoria Naußed. Die Keramikerin kam erst vor wenigen Wochen zurück nach Halle, trotzdem zeigt sie bereits eine Soundinstallation zum Thema des Jiddischen und seiner Verwendung, Pflege, Ablehnung in Israel. Und Architekturfotos. Unter denen sind viele, die eher den Verfall, den Wildwuchs und nicht die berühmte weiße Bauhausstadt zeigen. Das ist wenig überraschend, seitdem jeder Tourist die Schönheit der „Weißen Stadt“ preist. Überraschend sind die Innenraumbilder, die Naußed unter die Architekturen mischt. Auf ihnen sieht man irgendwie ortlose Innenräume mit graffitiähnlichen Schriftzeichen.
Es sind Fotos der Hohlräume ihrer keramischen, von Tel Aviv inspirierten Arbeiten, in die sie kleine Texte auf Jiddisch geschrieben hat. In diesen Arbeiten verwischen nicht nur die Grenzen zwischen realer Architektur und gebauter Keramik, sondern auch manche Gewissheit. Für Naußed bleiben die Eindrücke aus Tel Aviv Anregungsreservoir für lange Zeit.
Stiftungschefin Manon Bursian erwartet keine Ergebnisse von ihren Stipendiaten, freut sich aber doch, dass die Stiftung so viele neue Arbeiten zeigen kann. „Wir werden auf jeden Fall weiterhin Stipendien ausschreiben“, sagt Bursian, die jetzt daran arbeitet, auch Partner in afrikanischen Ländern zu finden. Denn es gehe sowohl um Künstleraufenthalte im Ausland als auch darum, die Vielfalt junger deutscher Kunst im Ausland bekannt zu machen.
Das gelang Stefan Schwarzer (1984 geboren), der zusammen mit dem ehemaligen Kunsthochschulprofessor Rolf Müller (1941 geboren) durch Armenien reiste und gleich vor Ort einige seiner Arbeiten in der deutschen Botschaft zeigte. Während Müller ganz klassisch Tagebuch schrieb und zeichnete, streifte Schwarzer durch die Stadt und fotografierte die Vielfalt selbstkreierter Parkschilder. In Halle zeigt er nun Zeichnungen dieser armenischen Parkschilder – insgesamt 275 sehr verschiedene.
Die Schau in der Kunststiftung Halle, Neuwerk 11, ist bis zum 14. Januar zu sehen.