Projekt aus Sachsen-Anhalt überzeugt Jury des Deutschen Museumsbundes Lotsen locken Migranten ins Museum
Das Projekt "Museumssprachlotsen" des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt ist ausgezeichnet worden und wird nun - als eines von sechs Projekten in Deutschland - vom Deutschen Museumsbund gefördert.
Magdeburg l Die Jury des Deutschen Museumsbundes hat getagt und bundesweit sechs Projekte für eine Förderung zum Thema "Alle Welt: Im Museum" ausgewählt. Unter ihnen ist auch ein Projekt aus Sachsen-Anhalt: die "Museumssprachlotsen". Gemeinsam mit dem Museumsverband Sachsen-Anhalt, dem Stadtmuseum Halle und dem Museum Schloss Bernburg haben das Landesnetzwerk der Migrantenselbstorganisationen Sachsen-Anhalt, kurz LAMSA, und die Freiwilligenagentur Halle-Saalkreis ein Projekt entwickelt, in dem Migranten als Museumslotsen ausgebildet werden. Sie sollen andere Migranten - in ihrer Muttersprache - durch die Museen führen. Ziel sei nicht vorrangig die Steigerung der Besucherzahlen, sondern gleichberechtigte Teilhabe von Migranten am gesellschaftlichen und kulturellen Leben, wie es im Konzept heißt.
Das überzeugte die Jury des Deutschen Museumsbundes, denn das Projekt "ist auf Nachhaltigkeit angelegt, es legt seinen Schwerpunkt auf die Selbstorganisation der Migranten und es ist übertragbar", sagt Sarah Metzler, Projektkoordinatorin beim Deutschen Museumsbund.
In das Bernburger Museum passt das Konzept perfekt, denn Direktor Roland Wiermann bereitet gerade eine Ausstellung zur Migration in den Großraum Bernburg vor. Dabei geht es nicht nur um jüngste Einwanderungsbewegungen, sondern um den Zeitraum von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Die Eröffnung ist für 2014 geplant. Die Erfahrungen und Tipps der Museumssprachlotsen will Wiermann für die Ausstellung gleich nutzen. Denn letztendlich sollen alle Museumsbesucher in Sachsen-Anhalt von diesem Projekt profitieren.
"Wir haben zwar nur 1,6 Prozent Migranten im Salzlandkreis, aber das heißt ja nicht, dass wir deshalb nichts machen müssten", sagt Roland Wiermann, der bisher noch nicht allzu viele Migranten in seinem Museum hatte.
Susanne Kopp-Sievers, Geschäftsführerin des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt, weiß natürlich genau über die "angespannte Finanz- und Personalsituation" in den Museen in Sachsen-Anhalt Bescheid. Deshalb findet sie es gar nicht schlecht, dass die Förderung für dieses Pilotprojekt nur knapp 6000 Euro beträgt - bezahlt vom Bundesinnenministerium und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Das sei eine Förderung nah an der Realität, sagt Kopp-Sievers. Denn auch wenn sie generell mehr Geld vom Land für die Museen fordert, weiß sie doch: "Man sollte nicht ins Träumen geraten, sondern Projekte entwickeln, die man auch langfristig finanzieren kann."
Langfristig, beispielhaft und übertragbar soll dieses Projekt auf jeden Fall werden. Dafür will auch Mamad Mohamad, Mitglied der geschäftsführenden Arbeitsgruppe des LAMSA, sorgen. "Viele Migranten machen um die Museen einen Bogen. Aber wenn es Führungen in ihrer Muttersprache gibt, werden sie kommen", sagt Mohamad, an den sich bereits erste Projekt-Interessierte gewandt haben. "Ideal wären etwa fünfzehn Lotsen", sagt Mohamad. Die genaue Zahl wird in den kommenden Wochen festgelegt.