Kostbarkeiten der Otto-Ausstellung Mosaikbild des Kaisers
Bis zum 9. Dezember ist im Kulturhistorischen Museum Magdeburg die Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich - Kaisertum von der Antike zum Mittelalter" zu sehen. Die Volksstimme stellt Kostbarkeiten dieser Schau in einer Serie vor. Heute:
Das Mosaikbild des Kaisers Justinian.
Von Gabriele Köster
Magdeburg l Zu den faszinierendsten Kunsttechniken der Spätantike gehören ohne Zweifel die Wandmosaiken aus farbigen Glassteinchen, die sich vor allem in den Kirchen und Grabbauten Ravennas, der letzten Residenzstadt der weströmischen Kaiser in Italien, in großem Umfang erhalten haben. Fest mit der Wand verbunden, lassen sich die großflächigen Mosaikbilder in der Regel nicht in Ausstellungen holen. So ist es ein besonderer Glücksfall, dass ein originales Mosaikporträt des Kaisers Justinian (527-565) aus Ravenna nach Magdeburg kommen konnte, da es seit langem von der Wand losgelöst aufbewahrt wird. Es stammt aus der Kirche Sant\' Apollinare Nuovo, die der Ostgotenkönig Theoderich (469-526) neben seinem Palast hatte errichten lassen, und ist mit den Geschehnissen der sogenannten Völkerwanderungszeit eng verbunden.
Theoderich hatte im Auftrag Kaiser Anastasios\' den Thüringerfürsten Odoaker aus Italien vertrieben, der 476 den letzten weströmischen Kaiser abgesetzt hatte. Er errichtete ein Königreich, das formal zum Römischen Reich gehörte und den Kaiser in Konstantinopel als Oberherrn anerkannte, in dem er und seine Nachfolger jedoch eigenständig regierten. Dieses Ostgotenreich hatte keinen langen Bestand. Schon 536 schickte der inzwischen regierende Kaiser Justinian eine Flotte mit Truppen, um Italien erneut seiner direkten Herrschaft zu unterwerfen. Es dauerte nur wenige Jahre, bis auch Ravenna erobert wurde und zum Sitz des kaiserlichen Statthalters in Italien wurde. Zu dieser Zeit wurde die Hofkirche Theoderichs grundlegend umgestaltet. An der Westwand der Kirche wurden nun der amtierende Erzbischof von Ravenna und Kaiser Justinian dargestellt. Von diesem Mosaik hat sich nur das Fragment mit dem Brustbild Justinians erhalten.
Schaut man dieses Bildnis genauer an, so fällt ins Auge, dass das Diadem auf dem Haupt des mit Purpurmantel bekleideten Kaisers nicht passgenau auf den ergrauten Haaren sitzt. Untersuchungen haben ergeben, dass das Mosaik im Kern in die Zeit des Theoderich zu datieren ist. Es wird daher angenommen, dass es ursprünglich den greisen Ostgotenkönig dargestellt hat. So hat Justinian nicht nur das Reich des Theoderich erobert, sondern auch dessen Bildnis.