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Sommermusikakademie auf Schloss Hundisburg eröffnet Musik, Poesie, Bewegung

Von Liane Bornholdt 02.08.2010, 06:04

Der Eröffnungsabend der 18. Sommermusikakademie stand ganz im Zeichen der Romantik. Es erklangen zwei hochromantische Kammermusikwerke, die beide nach Versen von romantischen Dichtern entstanden.

Hundisburg. Den Auftakt bildeten Franz Schuberts Streichquartett d-Moll D 810, das 1824 entstand und dessen Variationensatz das Motiv des Matthias-Claudius-Liedes "Der Tod und das Mädchen" verarbeitet, sowie Arnold Schönbergs Streichsextett op. 4. Auch dies ist ein spätromantisches Werk, dem Richard Dehmels Gedicht "Verklärte Nacht" zugrunde liegt und das Schoenberg noch ganz in Wagnernachfolge in Art einer sinfonischen Dichtung komponierte.

In beiden Musikstücken treffen sich also verschiedene Künste, aber das nomad theatre ensemble unter der Leitung von Daniel Klumpp hat zur Sommermusikakademie noch eine weitere Kunstdimension hinzugefügt. Die Tänzer Lotte Rudhart und Felix Bürkle haben zu beiden Werken eine Choreografie erarbeitet und getanzt, so dass im Akademiesaal auf Schloss Hundisburg eine dreifache Verbindung der Künste zu erleben war.

Die jungen Musiker des Armida Quartetts Martin Funda und Johannes Eschenburg (Violinen), Theresa Schwamm (Viola) und Peter-Philipp Stammler (Violoncello) sowie in Schönbergs Sextett noch Manuel Hofer (Viola) und Jonathan Weigle (Violoncello) haben beide Werke mit kammermusikalischer Präzision und wunderbarer Klanglichkeit gespielt.

Dabei war besonders die Intensität und tiefe Durchdringung von Schuberts großem Werk bei diesen noch sehr jungen Musikern bemerkenswert. Das Streichquartett "Der Tod und das Mädchen" gehört zweifellos zu den absoluten Höhepunkten des gesamten Genres – und hier die Spannung über alle vier Sätze zu halten, die tiefernste Grundstimmung im Wechsel von düsterer Innenspannung, lyrischen Aufhellungen und schmerzlicher Erregung über 45 Minuten durchzuhalten – erfordert neben musikalischem Können ein sehr tiefes Eindringen in Schuberts musikalischen Kosmos.

Bilder für Dramatik und Verklärung

Und natürlich erfordert eine tänzerische Interpretation dieser Musik auch viel Mut. Dabei ist vor allem im stürmisch-dramatischen Kopfsatz dies auch gut gelungen. Lotte Rudhart hat die Zerrissenheit des Mädchens zwischen Lebensfreude und Angst, zwischen Hoffnung und Verzagtheit ausgedrückt. Allerdings gelang des Pas de deux nicht so überzeugend. Hier spielte Felix Bürkle etwas zu sehr mit Äußerlichkeiten, zeigte, freilich virtuos gemacht, Artistisches mit Stab und zwei Totenköpfen. Den musikalischen Eindruck konnte es nicht stören, wirkte aber vergleichsweise flach.

Viel besser die Verbindung von Tanz und Musik in Arnold Schönbergs "Verklärte Nacht". Hier gelang es den Tänzern wie auch den Musikern, die Geschichte zu erzählen, die emotionale Tiefe auszudrücken und die ganze, orchestral aufgebaute Musik im auch hier sehr artistischen Tanz aufzunehmen.

Für die Dramatik wie auch für die abschließende Verklärung fanden die Tänzer sehr vielgestaltige Bilder, und ihr Tanz widerspiegelte, was beim Schubert-Werk viel weniger gelungen war, die Dramaturgie der Komposition.

Insgesamt aber war diese Verbindung der Künste ein außerordentlich interessantes Projekt und ein gelungener Auftakt der 18. Sommermusikakademie.