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Bastille: Bitte keine Pop-Schublade

Jeder, der 2013 mal Radio gehört hat, kennt wohl den Song Pompeii. Die Band Bastille will mit ihrem zweiten Studioalbum nun zeigen, dass sie weit mehr als Radio-Pop kann. Auch Kanye West hat damit was zu tun.

Von Gioia Forster, dpa 15.09.2016, 05:00

Berlin (dpa) - Beim Namen der Band Bastille klingelt es nicht sofort. Doch wenn der Beat von Pompeii ansetzt und die unverwechselbare Stimme des Frontsängers Dan Smith ertönt, ist sofort klar, um welches Lied es sich handelt.

Der peppige Song lief 2013 im Radio rauf und runter und katapultierte die Band auf jegliche Festivalbühnen der Welt. Er verpasste den britischen Jungs auch das Label einer Pop-Band. Mit ihrem zweiten Studioalbum Wild World wollen sie dies nun loswerden - und den Erfolg von vor drei Jahren wiederholen.

Als Band ist uns das Genre komplett egal, sagt Frontsänger und Bandgründer Smith der Deutschen Presse-Agentur. Wir wollen, dass unsere Musik offen und experimentell ist. Für ihr neues Album haben sich die Briten Smith, Kyle Simmons, Will Farquarson und Christopher Woody Wood vom Hip-Hop und Rock bis R&B und Elektro inspirieren lassen. Ein unerwartetes musikalisches Vorbild: Kanye West. Er bringt verschieden Sounds in seine Musik hinein, es klingt am Ende aber trotzdem nach Hip-Hop, sagt Smith. Auch Filme und TV-Shows haben die Musiker beeinflusst - von 80er-Jahre-Kultfilmen bis hin zu Wissenschafts-Dokus. Wild World nennt der Bandleader ein komisches Mixtape-artiges Album.

Bastilles Anfänge haben eigentlich viel mehr mit Mixtapes als Pop-Hits zu tun. Bevor die Band überhaupt ein Plattenvertrag hatte, stellte sie selber Mixtapes online, Alben, die aus Coverliedern bestehen. Dafür schnitt Filmfanatiker Smith auch Filmszenen zusammen, ohne auf das Copyright Rücksicht zu nehmen. Das verschaffte der Band Aufmerksamkeit. Die Lieder des ersten Studioalbums seien in Smiths Schlafzimmer oder auf Tour im Auto von der Mutter eines Freundes entstanden, erzählt der Bandleader.

Dann schlug Pompeii und das Album Bad Blood ein. Der Erfolg des ersten Albums katapultierte uns an einen Ort, von dem wir nie dachte, dass wir ihn erreichen würden, sagt Keyboarder Kyle Simmons. Festivalbühnen, Grammy-Nominierung, Gold- und Platin-Verkäufe. Pompeii galt in Großbritannien zwischenzeitlich als der meist gestreamte Song aller Zeiten. In Deutschland schaffte er es auf Platz sechs und war 41 Wochen in den Charts. Ein Ohrwurm ist der Hit noch immer.

Indiepop bescherte ihnen Ruhm - trotzdem erfüllen die vier Briten nicht das Klischee einer Popband. Die einheitliche schwarze Kleidung der Bandmitglieder lässt vor allem Bandgründer Smith eher wie einen Punk-Rock-Sänger aussehen. In den Vordergrund rücken sich die vier Briten nur ungern. Auf dem Cover des zweiten Albums ist die Band selber nicht zu sehen, wie auch schon bei Bad Blood. Und die erste Single des neuen Albums, Good Grief, wird im Video von Smiths abgetrennten Kopf gesungen, der auf dem Boden rumliegt.

Dass die Band mehr als Pop kann will sie mit nun Wild World zeigen.  Zwar ist die Single Good Grief ein Bastille-Klassiker - peppiger Sound, melancholischer Liedtext, skurriles Video. Doch ganz nach Smiths Motto, wir wollen nicht in eine Schublade gesteckt werden, bietet das Album viele Überraschungen, von R&B bis Elektro, Rock und natürlich Pop. Zum ersten Mal hört man auch eine Gitarre. Dass ihr zweites Album den Erwartungen einiger Fans nicht entsprechen könnte, nehmen sie dafür in Kauf. Der Frontmann warnt schon vor: Einige Zuhörer könnte der Sound verwirren. 

Website Bastille