Jay-Jay Johanson und das süße Gift "Opium"
Berlin - Suchterzeugend - so sollen Jay-Jay Johansons Mitternachtsballaden, Elektro-Chansons und Triphop-Epen wirken. Mag sein, dass er sein neues Album deshalb "Opium" betitelt hat.
Und der Plan geht auf: Das zehnte Studiowerk des Schweden (Kwaidan/Alive) gehört zu den besten in einer rund 20-jährigen Karriere. Schon der Opener ""Drowsy" mit wunderschöner Mundharmonika und verschleppten Beats zieht magisch in seinen Bann. "Moonshine" ist ein tanzbarer Uptempo-Track, dem mit "Be Yourself" der Höhepunkt einer beeindruckenden Platte folgt.
Wie einst die Cinemascope-Dramen eines Burt Bacharach oder Scott Walker in den goldenen Sixties schmeichelt sich dieser Lounge-Pop ins Ohr, gekrönt von Johansons Sahnekaramell-Stimme, die schon früher Erinnerungen an die großen Crooner wachrief. Spätestens wenn sich nach knapp drei Minuten eine traurige Trompete über die ohnehin berührende Melodie legt, weiß man, warum der 45-Jährige sein Album "Opium" genannt hat.
Die nostalgische Stimmung dieses formidablen Liedes wird später in "Near Death Experience (NDE)" und "Scarecrow" nochmals aufgenommen. "I Love Him So", ein Song, in dem Johanson wohl amouröse Gefühle seiner Tochter besingt, und "I Don\'t Know Much About Loving" enthalten Anklänge an die düster-experimentellen Soul-Grooves von Massive Attack zu "Mezzanine"-Zeiten.
Ein jazziges Klavier prägt "I Can Count On You", eines der Stücke, die Johanson mit seinem alten Produzenten-Kumpel Robin Guthrie (Cocteau Twins) arrangiert hat. "Alone Too Long" erzeugt mit üppigen Streichersätzen und tiefen Bässen eine raffinierte Film-noir-Atmosphäre. Auf das eher unauffällige Instrumental "Harakiri" folgt mit "Celebrate The Wonders" ein wunderhübsches Lullaby zum Schluss eines prächtigen Albums.
Zurück zur Sucht-Metapher des Plattentitels: "Every time I baptize my records, I have this idea that I want to make the listener addicted to my music. That was the idea with the first record
Whisky...", erzählte Johanson dem Internetmagazin "Eclectic". Mit jedem Album wolle er die Zuhörer "abhängig machen" von seiner Musik - daher habe er ja schon das Debüt "Whisky" genannt. "Opium" ist sein bisher süßestes Gift.