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Ausnahmepianist "Jazz Because": Zum 70. von Jasper van't Hof

Jasper van't Hof ist ein Vollblutmusiker, der auch nach 50 Jahren immer noch auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist. Seine Neugier und der Drang zu Veränderungen machten ihn zu einem der Großen der europäischen Jazz-Szene.

Von Werner Voß, dpa 04.07.2017, 05:00
Von Pop bis Free Jazz: Jasper van?t Hof hat alles drauf. Foto: Jaro Medien
Von Pop bis Free Jazz: Jasper van?t Hof hat alles drauf. Foto: Jaro Medien dpa

Berlin (dpa) - Jasper van't Hof kann auf 50 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken. Der Niederländer fühlt sich in vielen Stilen des Jazz zu Hause und er kann ein beeindruckendes Œuvre vorweisen. "Jazz Because" (Jaro Medien) ist ein Querschnitt mit vier CDs aus fünf Jahrzehnten aktiven Musikschaffens.

Als Bandleader wie auch als Sideman trat der am 30. Juni 1947 in Enschede geborene van't Hof mit großen Namen der europäischen Jazzszene auf. Die Liste der vorzüglichen Musiker mit denen er zusammen auf der Bühne stand ist ansehnlich: Archie Shepp, Wolfgang Dauner, Manfred Schoof, Charlie Mariano, Jean-Luc Ponty, Ernie Watts, Nippy Noya, Jan Akkermann, Zbigniew Seifert, Alphonse Mouzon, Dave Friedman, Philip Catherine, Joachim Kühn, Marylin Mazur, Edvard Vesala, George Gruntz, Toto Blanke, Martial Solal, Bobo Stenson, Adam Makowicz, Annie Whitehead, Tony Lakatos und Angelique Kidjo - und, und, und...

Jasper wuchs in einer musikalischen Familie auf, bekam früh Klavierunterricht und wurde in seinem Streben von den Eltern bestärkt. Er lernte früh den Jazz kennen und konnte nach verschiedenen Schulbands als 18-Jähriger zum ersten Mal mit erfahrenen Musikern proben. Während seines Wehrdienstes hatte der Melomane das Glück in der Offiziersmesse auf dem dortigen Piano weiter üben und spielen zu können.

Bevor Anfang der 70er die Karriere des Jasper van't Hof Fahrt aufnahm, führte er auch eine Zeit lang ein Doppelleben, in dem er tagsüber im Büro arbeitete, während er sich in seiner Freizeit um seine musikalische Karriere kümmerte. Aber erst die Teilnahme am Jazz Workshop in Remscheid verschaffte ihm eine Basis, von der er bis heute profitiert.

Es ging mit einer verrückten Mischung aus Jazz, Free Jazz, Fusion, Rock und Pop los. Der Niederländer setzte auch früh die neuen elektronischen Effekte von Keyboard und Synthesizer ein und galt bald als bester Synthie-Pianist Europas. Die Mischung begeisterte, auch das Publikum bei den Berliner Jazztagen 1971. 1972 trat Association P.C. auch als Kulturakt für Deutschland bei den Olympischen Spielen 1972 auf.

Schlagzeuger Pierre Courbois beschreibt van't Hof so: "Als Jazzmusiker ein positiver Quertreiber, der immer etwas anderes macht, als das, was man von ihm erwartet, die linke Fingerfertigkeit wird man immer in seinem Spiel hören können." Denn er macht mit seiner linken Hand Sachen, die andere nicht können.

Mit Charlie Mariano, mit dem ihn eine Freundschaft bis zum Tode des US-Amerikaners 2009 verband, spielte er in seiner nach Lester Youngs Hut benannten Formation Pork Pie. Ende der 1970er erwarb er sich mit dem Toto Blankes Trio Electric Circus auch Sympathien in Osteuropa. Im hochkarätig besetzten Piano Conclave spielte er mit sieben weiteren Pianisten im Kreis angeordnet auf einer großen Bühne. Er war für das Goethe-Institut auf Asienreise und versuchte sich erfolgreich neben seinen vielen anderen Tasteninstrumenten an der Kirchenorgel. Und während der totalen Sonnenfinsternis 1999 gab er ein Solo-Konzert auf einer Bergspitze.

Höhepunkt der Karriere von Jasper van't Hof ist aber die Entdeckung afrikanischer Musik und deren Umsetzung 1983 mit dem Projekt Pili Pili, das unter dem Etikett der aufkommenden Weltmusik publik gemacht wurde. Der Titeltrack des Debüts wurde ein Hit, der mit seinen Beats auch die Diskotheken eroberte und bald in allen mitteleuropäischen Ländern zu einem Kultstück avancierte. Für die Auftritte von Pili Pili wurde eine Band zusammengestellt, die sieben Jahre in stetig wechselnder Besetzung in ausverkauften Sälen auftreten konnte.

Den vier CDs, auf denen sich auch bisher unveröffentlichte Aufnahmen aus den Archiven von NDR und Radio Bremen finden, ist ein sehr informatives Booklet beigefügt, in dem Hans Riesewijk auf launige Art den musikalischen Lebensweg von Jasper van't Hof schildert. Aus Anlass der Publikation wird es dann noch einige Konzerttermine von August bis Anfang Oktober geben.

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