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Neues Album Mighty Oaks mit Folk aus dem Keller

Bei „Sing meinen Song“ covert er Joris und DJ Bobo. Mit den Mighty Oaks steht US-Sänger Ian Hooper für Folk. Die großen Erfolge der Band liegen schon eine Weile zurück. Die Zeit nach Corona könnte aber Chancen bieten.

Von David Kluthe, dpa 10.05.2021, 13:18
Craig Saunders (l-r), Ian Hooper und Claudio Donzelli von der Folk-Band Mighty Oaks.
Craig Saunders (l-r), Ian Hooper und Claudio Donzelli von der Folk-Band Mighty Oaks. Studio Marco Fischer/BeckToMusic/dpa

Berlin (dpa) 

Im Heimstudio im eigenen Keller fühlte es sich für die Mighty Oaks fast so an wie am Anfang. Zu Hause bei US-Sänger Ian Hooper in Berlin produzierten die Mighty Oaks ihr neues Album „Mexico“ in Eigenregie. Dabei blickt die Folk-Band („Brother“) mit gemischten Gefühlen auf das Corona-Jahr zurück.

„Ich hatte so viel Zeit wie seit acht Jahren nicht mehr“, erzählte Hooper der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig wurde die Sehnsucht nach Auftritten vor Publikum immer größer. „Ich würde alles geben, um wieder auf Tour zu fahren“, sagt der US-Sänger, der mit seiner Familie in Berlin lebt. Auch wenn viele andere Menschen deutlich härter getroffen seien: „Das tut schon seelisch weh.“

Hooper allein ist gerade bei der Vox-Musikshow „Sing meinen Song - Das Tauschkonzert“ zu sehen. Zur Band gehören neben ihm aber noch Gitarrist und Keyboarder Claudio Donzelli aus Italien sowie Bassist Craig Saunders aus England.

„I never saw it coming“, singt Hooper zu Beginn des neuen Albums - „ich habe es nicht kommen sehen“. Auch die Mighty Oaks wurden von Corona überrascht. Im März 2020 kamen sie gerade von ihrer Tour aus Norwegen zurück - dann kam der Lockdown. Weitere Songs auf dem Album stehen unter dem Einfluss der Krise. Ein Corona-Album soll es aber nicht sein. „Die Platte ist nicht befallen von dem Virus“, sagt Hooper. „Ich schreibe lieber Musik, die zeitlos ist.“

Auf ihrem vierten Album konzentriert sich die Band wieder auf ihre Stärken: mehrstimmiger Gesang, Akustik-Gitarren, wenig Drumherum. Typisch Folk-Musik eben. Die großen Erfolge der Musikrichtung liegen jedoch schon eine Weile zurück. Ende 2009 startete die Band Mumford & Sons mit Songs wie „Little Lion Man“ durch. Auch Bands wie die Lumineers („Ho Hey“) füllten die Hallen.

Auf dieser Welle schafften es 2014 auch die Mighty Oaks mit „Howl“ in die Top Ten der Charts. Songs wie „Brother“ oder „Seven Days“ erreichten im Radio ein breites Publikum. Die Mighty Oaks klapperten die großen Festivals ab und tourten durch Europa.

„Es ist wunderschön, wenn die Musik hoch und runter im Radio läuft“, sagt Hooper rückblickend. „Das haben wir mitgenommen und sehr viele Fans gewonnen.“ Das hohe Level konnten sie mit den folgenden Alben jedoch nicht halten. „Dreamers“ schaffte es nur noch in die Top 20. Noch schwieriger wurde es mit „All things go“.

Ein kleiner Trost: Auch bei Mumford & Sons und anderen Folk-Größen läuft es nicht mehr so wie früher. „Jede Zeit hat ihre wichtigen Mainstreams. Das ist im Moment bei der jüngeren Generation Hip Hop“, sagt Udo Dahmen von der Popakademie Baden-Württemberg. „Das wird sicher auch noch eine Weile so bleiben.“

Für Folk-Bands wie die Mighty Oaks muss das nicht unbedingt schlecht sein. Jede Stilrichtung habe ihr Kernpublikum, das über den Trend hinaus bleibt, sagt Dahmen. „Die Bands verschwinden nicht einfach, sie sind nach wie vor da, und besinnen sich auf ihr Kernpublikum.“ Das sieht auch Hooper so. „Die Leute, die immer noch zu unseren Shows kommen, sind wirklich Fans von uns“, sagt er. „Wir haben ein Level gehalten, das sehr gut ist.“

Ganz zufrieden geben wollen sich die Mighty Oaks damit aber anscheinend nicht. Bei „Sing meinen Song“ erreicht Frontmann Hooper pünktlich zur Veröffentlichung des neuen Albums neue Zielgruppen. „Das ist eine Möglichkeit, noch mehr Leute zu gewinnen“, gibt er zu.

Zusätzlich könnte der Band etwas anderes in die Karten spielen. Nach überstandener Corona-Krise könnte der Wunsch nach Live-Musik wieder wachsen. „Da hat die Folk-Musik eine echte Chance“, sagt Dahmen. Bands wie die Mighty Oaks könnten von der Straßenmusik bis zum großen Festival alles bespielen.