8000 Fans lauschen den Botschaften von Xavier Naidoo Mut zum Träumen finden
Xavier Naidoo gilt als Deutschlands erfolgreichster Soulsänger und nachdenklichster Songwriter. Am Dienstagabend ging er mit rund 8000 Fans auf dem Magdeburger Domplatz auf seine "große Reise". Er prangerte Krieg, Missstände und Politiker an, ermutigte zum Träumen und zum Verändern der Welt. Doch nicht alle Zuhörer öffneten sich für seine Botschaften.
Von Anja Guse
Magdeburg. "Alles kann besser werden", verkündete Xavier Naidoo am Dienstagabend vor imposanter Kulisse. Eingeschlossen vom – leider verhüllten – Dom und dem Landtag unternahm der Soulsänger mit seinen Fans eine emotionale Reise, unter anderem durch seine facettenreiche Musikgeschichte.
Knapp zwei Stunden stand der 38-jährige Mannheimer auf der schlichten Bühne mit großer Leinwand und starken Lichteffekten, nicht in kurzer Hose, wie versprochen, aber dafür mit bester Laune. Er sang neue und altbekannte Verse, swingte, jazzte, beatboxte, kreiste die Hüfte, tanzte und trällerte gar das deutsche Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen".
Unverkennbar seine Botschaften, die er dem Publikum zurief: "Bitte gebt niemals auf. Habt Mut zur Veränderung."
Nicht immer ein leichter Job, denn nur eingefleischte Fans in den ersten Reihen sangen die Songs von Beginn an mit, klatschten und bejubelten ihren Star durchweg. Und so fragte der Mannheimer bereits nach wenigen Minuten in die große Runde: "Seid ihr alle da?" "Ja", klang es schließlich aus knapp 8000 Kehlen.
Auffällig still wurde es immer dann, wenn Naidoo Lieder seines aktuellen Albums "Alles kann besser werden" anstimmte. Vielleicht lag es an der dunklen Grundstimmung der Songs, vielleicht auch nur am fehlenden Textwissen des Publikums. Naidoo klagte Politiker an und forderte Parteien auf, aus ihren Geschäftsräumen zu ziehen ("Verschieden").
Auch erinnerte er an das Schicksal der Soldaten in Afghanistan. Erst im Juni dieses Jahres hatte Naidoo die Bundeswehr bei ihrem Auslands-einsatz besucht. "Unsere Kriegsmaschine läuft, und deshalb sind diese Lieder für die, die unsere Drecksarbeit machen müssen", erklärte er und stimmte das Söldnerlied an. Da wurde es noch ruhiger auf dem Domplatz.
Stimmungswechsel bei den altbekannten Songs. Spätestens beim Lied "Wo willst du hin" kreischten die Fans laut auf. Gleiches Szenario bei "Bevor du gehst". Da saß jede Zeile, die Menge wippte ausgelassen mit. Ähnlich bei den Versen von "20 000 Meilen" und "Ich kenne nichts, das so schön ist wie du". Verliebt schauten sich Pärchen in die Augen, Freunde lagen sich in den Armen. "Hört ihr das Knistern in der Luft, die Erotik?", fragte Naidoo schließlich und hatte die Aufmerksamkeit wieder voll auf seiner Seite.
Allerdings wechselte er schnell wieder zu ernsten Themen. So appellierte der Mannheimer an die Kinder dieser Welt: "Bitte hört nicht auf zu träumen von einer besseren Welt, fangen wir an, sie aufzuräumen, bau sie auf, wie sie dir gefällt."
Den stärksten Beifall er- hielten Naidoo und seine Musiker für ihr letztes Lied der gut halbstündigen Zugabe. "Wenn ein Lied meine Lippen verlässt", raunte es durch die Reihen. Da hatte jedoch ein großer Teil des Publikums schon den Weg durch den Ausgang genommen. Dennoch hatte Naidoo "sehr viel Liebe gespürt". Vielleicht kann doch alles besser werden ...