Neu auf DVD: Black Mass mit Johnny Depp
Berlin (dpa) - Im Grunde seines Herzens ist Johnny Depp (52) Musiker. Eine Leidenschaft, die der Schauspieler momentan vehement auslebt. Zuletzt schnallte er sich bei der Grammy-Verleihung die Gitarre um und ehrte an der Seite von Alice Cooper und Joe Perry den im Dezember verstorbenen Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister.
Als Schauspieler lief es für Johnny Depp in letzter Zeit weniger gut. Zu sehr hatte er sich in seiner Paraderolle als effeminierter Pirat in die Fluch der Karibik-Manierismen verloren, aber mit dem düsteren Biopic-Krimi Black Mass (jetzt auf DVD/Blu-ray), der auf einer wahren Begebenheit beruht, ist er wieder voll in der Spur.
Auf der Bühne pflegt der Rock'n'Roller seinen lässig-verlebten Lotter-Look, in Black Mass ist der Schauspieler mit Schmerbauch dünnem Haar und Halbglatze kaum wiederzuerkennen. Kein schöner Mann, der zudem eine gefährliche Bedrohlichkeit ausstrahlt.
Wie sich Depp unter der Maske in den brutalen und unheimlichen Gangster James Whitey Bulger verwandelt, das kann man im Bonus-Material nachsehen.
Black Mass ist eine Zeitreise in das Boston der 70er Jahre, wo sich Whitey unter dem Schutz des FBI zum Herrscher der Stadt aufschwingt und schließlich auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher der USA landet. Ziel dieser unheimlichen Allianz ist eigentlich, die italienische Mafia zu zerschlagen. Aber Bulger ist kein Mann, den man kontrollieren kann. Es ist ein Pakt mit dem Teufel.
Drogen, Erpressung, Mord - dem Boston-Gangster ist nichts fremd. Kommt ihm jemand in die Quere, dann wird dieser ohne Wimpernzucken erdrosselt, erschlagen oder erschossen. Aalglatt und kontrolliert erscheint dieser Verbrecher, aber wenn man ihn reizt, wird er zur mörderischen, wütenden Bestie. Immer wieder gibt es in Black Mass brutale Szenen eruptiver Gewalt.
Die Spannung in Scott Coopers (Crazy Heart) Biopic ist eher verhalten, umso mehr trumpft Johnny Depp auf: mit kleinen gestischen Mitteln, die er scharf konturiert, entwickelt er ein nuanciertes Charakterporträt. Dabei denunziert er Bulger nicht eindimensional als brutalen Machtmenschen, sondern lässt verschiedene Facetten des Mannes mit dem sicheren Instinkt für den Erfolg schmutziger Geschäfte aufblitzen.
Für seine gelungene Darstellung war Johnny Depp eine Zeit lang gar als Oscar-Kandidat gehandelt worden, aber das ist ihm eigentlich egal: Ich will niemals so ein Ding gewinnen, sagte er letztes Jahr der britischen BBC-Radiosendung Newsbeat. Er wolle keine Rede halten müssen. Außerdem: Gewinnen bedeutet, dass man mit jemandem konkurriert, und ich konkurriere mit niemandem.
Und was der Mann sonst noch so drauf hat, das konnte man kürzlich in seiner dröhnenden Parodie auf Donald Trump in einem 50-minütigen Internetfilm auf der Website Funny or Die sehen. Mit seiner blonden, geföhnten Matte sieht Depp dabei dem Bewerber der Republikaner im Rennen um das Weiße Haus verblüffend ähnlich. Keine Frage, Johnny Depp ist wieder da.