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"La Cenerentola" von Rossini wird bei den Wernigeröder Schlossfestspielen gezeigt Opulente Märchenoper mit Reifröcken

Von Julia Angelov 26.05.2012, 03:22

Rossinis quirlige Märchenoper "La Cenerentola" wird im Spätsommer bei den 17. Wernigeröder Schlossfestspielen erklingen. Fantasievolle Kostüme, ein internationales Sänger-Ensemble und die zauberhafte Schlosskulisse sollen Musikfreunde dann in den Harz locken.

Wernigerode l Das Wernigeröder Schloss wird in diesem Sommer Schauplatz eines opulenten Märchens. Denn keine Geringere als Aschenputtel erhebt in dem verwinkelten Innenhof der Burg ihre Stimme. Und zwar als "La Cenerentola" in der gleichnamigen Oper von Gioachino Antonio Rossini, dem Schöpfer vom "Barbier von Sevilla", seines wohl bekanntesten Werkes.

"Wo könnte man diese sagenumwobene Geschichte besser inszenieren als hier?", zeigt sich Renate Rochell von der Wahl des Stückes begeistert. "Schloss Wernigerode ist die optimale Kulisse für ein farbenprächtiges, fantasievolles Märchen ganz ohne Modernismen, so wie es auch von Rossini gedacht war."

Sie führt nach der Kinderoper "Hänsel und Gretel" 2009 und der Strauß-Operette "Die Fledermaus" 2011 bereits zum dritten Mal Regie bei den Wernigeröder Schlossfestspielen. "Wir haben uns für Renate Rochell entschieden, weil ich unbedingt noch ein richtiges Opernprojekt mit ihr gemeinsam realisieren wollte", sagt Christian Fitzner, der Dirigent des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode.

Ihr zur Seite stehen wie bereits im Vorjahr der Salzburger Bühnenbauer Manfred Kaderk und Kostümbildnerin Anke Drewes aus Nürnberg. "Diesmal werden wir richtig aus dem Vollen schöpfen und was für\'s Auge bieten", verspricht Anke Drewes. Dazu gehören für sie ausladende Roben in lebendigen Farben, Reifröcke, riesige Perücken und übertrieben dramatisches Make-up. "Die Zuschauer dürfen sich auf ein optisches Spektakel freuen", sagt sie.

Dazu passen die spritzigen Ensemble-Sätze Rossinis, der Sohn eines Hornisten und einer Sa¨ngerin war. Zuschauer dürfen sich auf schönste Passagen Belcantos freuen, denn darin war der italienische Komponist ein Meister seiner Zeit. "Wir inszenieren das Werk aber auf Deutsch", so Renate Rochell. Denn: "Besonders bei den Arien wäre es schade, wenn die Zuschauer den tollen Text nicht verstehen. Jedes Wort ist wichtig." Zu Beginn der sogenannten "Opera buffa" betritt eine Gaukler-Familie, die von Schloss zu Schloss reist, die vor der Innenhof-Treppe aufgebaute Bretterbühne.

Zwei Armreifen ersetzen den berühmten Schuh

Vater Don Magnifico ist auf der Suche nach einem gut betuchten Ehemann für seine Töchter Clorinda und Tisbe, um sich selbst zu bereichern. Deren ungeliebte Stiefschwester Angelina - das Aschenputtel oder "la Cenerentola" - muss Hausarbeiten verrichten und träumt von der großen Liebe, die sie in dem vermeintlichen Diener Ramiro findet. Dieser ist jedoch eigentlich ein reicher Prinz.

"Wenn die Wandertruppe ankommt, ist das Schloss verlassen, die Fenster verrammelt", verrät Manfred Kaderk. Später, wenn es langsam dunkelt, verwandelt sich die Kulisse in einen rauschenden Festsaal. "Den berühmten Schuh gibt es allerdings nicht", gesteht Renate Rochell. "Der war von Rossini von vornherein nicht vorgesehen und wird in der Geschichte durch zwei Armreifen ersetzt." Die Oper handele ihr zufolge vor allem von Liebe, unabhängig von der Herkunft und der gesellschaftlichen Stellung. "Wir möchten kein sozialkritisches Stück entwerfen", sagt Kaderk, "sondern ein opulentes Märchen inszenieren, wie es von Rossini gewollt war."

Mehr als 140 Sänger haben sich auf die sieben Hauptrollen im Vorfeld beworben. "Wir haben von allen Sängern, die uns beim Vorsingen am meisten überzeugt haben, eine Zusage erhalten", so Christian Fitzner. Drei Rollen sind international besetzt worden. "Ein US-Amerikaner, ein Japaner und eine Russin spielen mit", so Renate Rochell.

Neu ist in diesem Jahr, dass die Vorstellungen eine halbe Stunde eher beginnen, um 19.30 Uhr. "Es ist für die Gäste angenehmer, wenn sie noch etwas von dem Abend haben. Außerdem spielt der erste Teil der Oper am Tage und kann so auch noch im Hellen gezeigt werden", erklärt der Dirigent die Entscheidung.

Premiere von "La Cenerentola" ist am 10. August. Es werden noch fünf weitere Vorstellungen bis zum 18. August gegeben. Der Kartenvorverkauf an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter der Biber-Ticket-Hotline hat bereits begonnen.