Goethe- und Schiller-Archiv wurde für rund neun Millionen Euro saniert / Nachlässe von mehr als 130 Künstlern werden hier aufbewahrt "Pantheon des Geistes" wird in Weimar feierlich wiedereröffnet
Weimar (dpa) l Als "Pantheon des Geistes" war das Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv zur Einweihung 1896 euphorisch gefeiert worden. Der tempelartige Bau aus heimischem Sandstein sollte die handschriftlichen Nachlässe der Dichterfreunde Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller für die Nachwelt verwahren und für Forscher zugänglich machen.
Das nach dem Vorbild des Petit Trianon in Versailles erbaute Gebäude beherbergt heute mehr als 130 Künstlernachlässe. Am 5. Juli soll das älteste Literaturarchiv Deutschlands nach grundlegender Sanierung und Restaurierung feierlich wiedereröffnet werden.
Rund 9,2 Millionen Euro sind nach früheren Stiftungsangaben in den vergangenen zwei Jahren in das Haus investiert worden, das sich damit wieder auf der Höhe der Zeit präsentiert.
Als Teil des Masterplans "Kosmos Weimar" der Stiftung flossen Gelder des Bundes, des Landes Thüringen und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Bis zur Eröffnung waren und sind Spediteure und Wissenschaftler im Großeinsatz. Die kostbaren Handschriften, die während der Bauarbeiten in das Thüringische Staatsarchiv "umgezogen" waren, kehren zurück - und finden im neuen Tiefenarchiv aus Sicht der Verantwortlichen beste klimatische Bedingungen.
Die Nutzfläche konnte um 600 Quadratmeter erweitert werden. Zur Feier des Tages werden in den historischen Ausstellungsvitrinen herausragende Einzelstücke präsentiert, unter anderem Manuskriptblätter von Goethe, Schiller, Herder und Wieland sowie Briefe von Mozart und Beethoven. Das Goethe- und Schiller-Archiv war Ende des 19. Jahrhunderts als Schauarchiv für die Weimarer Klassiker eingerichtet worden und entsprach nicht mehr den konservatorischen Anforderungen an so sensible Handschriften. Es entstanden ein neuer Eingangsbereich, Lesesäle, ein Konferenz- und Vortragsraum sowie Werkstätten. Die Fassade des repräsentativen Gebäudes wurde gereinigt, das Mauerwerk saniert.
Seine Gründung verdankt das Archiv einer testamentarischen Schenkung. Der Goethe-Enkel Walther vermachte den handschriftlichen Nachlass seines Großvaters im Jahr 1885 der Weimarer Großherzogin Sophie. Für den Bau des Archivs zahlte die Herzogin 400000 Reichsmark.