Alexander Netschajew stellt die neue Spielzeit am Theater der Altmark vor Politische Akzente und leichte Muse
Mit 17 Neuproduktionen startet das Theater der Altmark im September in die neue Spielzeit. Neu ist auch der Intendant: Alexander Netschajew.
Stendal l Die neue Spielzeit am Theater der Altmark wird eine Spielzeit neuer Gesichter. Nicht nur, dass es mit dem designierten Intendanten Alexander Netschajew (43) einen neuen TdA-Chef geben wird, er bringt auch neues Personal mit an die Stendaler Spielstätte - hinter den Kulissen und auch auf der Bühne. Einen Eindruck davon gibt es gleich zur Spielzeiteröffnung am 22. September. Dann werden die Besucher im Theaterfoyer Künstlern und Mitarbeitern schon auf großformatigen Fotos begegnen.
Aber auch leibhaftig kann man die neuen wie die alten Ensemblemitglieder erleben. Gleich am selben Tag abends mit der Eröffnungspremiere "Kabale und Liebe" offenbart der neue Intendant als Regisseur seine Schiller-Liebe. Und mit den "Drei kleinen Schweinchen" am Sonntag, 23. September, gibt es Theater für Kinder mitsamt dem Bekenntnis zur Puppenspielsparte.
Wenngleich das Programm für die Spielzeit 2012/2013 schon vor Netschajews Berufung zum neuen Intendanten recht festgezurrt war, hat er seine Handschrift hinterlassen. Neben der Schillerinszenierung setzt Alexander Netschajew politische Akzente. Gleich in zwei Stücken greift er das Thema Rechtsextremismus auf. Die Stendaler Erstaufführung "Mutters Courage" von George Tabori (Premiere am 23. März 2013) war ihm wichtig, denn: "Wir müssen eine Grenze zu Rechts ziehen. Hier tun wir das mit einem sehr schweren Thema, das leicht aufbereitet ist, mit sehr viel jüdischem Witz und sehr viel Menschenliebe." Der zweite Beitrag in dieser Richtung ist das neue Klassenzimmerstück "Die haben es verdient" von Aud Merkel (Premiere am 9. November 2012). Hier wird in irritierender Weise die Frage gestellt, wie junge Menschen in die Kreise von Neonazis geraten.
Schwere Kost bietet auch "Blackbird" von David Harrower (Premiere am 16. März 2013), wo es um sexuellen Missbrauch geht und der Zuschauer zwischen Verständnis und Widerwillen schwankt.
"Packendes, lustbetontes Theater" möchte Netschajew mit dem Ensemble ab September im Theater der Altmark bieten. Dazu gehört für ihn unweigerlich die Unterhaltung, denn: "Wenn wir unser Publikum nicht unterhalten, werden wir es nicht bei uns behalten." Gerecht werden möchte er diesem Anspruch nicht nur mit schweren, konfliktreichen Stoffen, sondern auch mit der leichten Muse. Dazu angetan sind die Operette "Frau Luna", die Revuette "Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt", der Broadway-Klassiker "Barfuß im Park" oder auch der Krimi mit Schau-, Gitarren- und Puppenspiel "Der Hexer - Hier träumt Edgar Wallace".
Außerdem wird der Intendant auch selbst auf der Bühne zu sehen sein: In "Der Kontrabass", dem Monolog von Patrick Süskind (Premiere am 6. Oktober 2012), tritt er mit dem Streichquartett Bassiona Amorosa auf.
Neben den bewährten Reihen " Soljanka", "Murkelgeschichten" und "Jazz im Theater" wird in der neuen Spielzeit der Fokus auf die Kunst des Zuhörens gerichtet. "Erlesenes" gibt es monatlich von Schauspielern oder dem Intendanten persönlich in behaglicher Atmosphäre.
Netschajew formuliert seinen Anspruch so: "Es muss schwierig sein, nicht ins Theater zu gehen. Die Ausreden müssen dünner werden." Dass es möglich ist, in diesem Sinne die Auslastungszahlen noch zu steigern, davon ist er überzeugt und weckt die Neugier des Publikums mit seinem bewusst mit Fragezeichen versehenen Spielzeitmotto nach Hölderlin: "Immer spielt ihr und scherzt?"