Liebe zum Theater Promi-Geburtstag vom 14. Februar 2017: Nicole Heesters
Am Theater ist Nicole Heesters die Grande Dame, als "Tatort"-Kommissarin trug sie sich in die TV-Geschichtsbücher ein: Sie war die Erste. Fast 40 Jahre ist das her, 80 Jahre alt wird sie nun - und arbeitet immer weiter.
Hamburg (dpa) - "Sie allein wäre ein Theatererlebnis, wie es einst Bernhard Minetti war, als er auf leerer Bühne aus Grimms Märchen las" - das schrieb ein Kritiker jüngst nach der Uraufführung von "Das große Feuer" im Nationaltheater Mannheim.
Bis Ende März tritt Heesters noch einige Male als Erzählerin in dem Stück von Roland Schimmelpfennig auf - doch erst einmal feiert die in Hamburg lebende Tochter von Schauspiellegende Johannes "Jopie" Heesters, der 2011 im Alter von 108 Jahren starb, am Dienstag (14. Februar) 80. Geburtstag.
Bald 40 Jahre ist es her, dass sie sich in die TV-Geschichtsbücher eintrug: Als erste "Tatort"-Kommissarin ermittelte Heesters 1978 erstmals in Mainz. Doch sie blieb nur drei Folgen lang. Nachdem die Ersten sie bereits als "Frau Buchmüller" begrüßt hätten, habe sie sich gedacht: "Das lässt du mal lieber, solange du es noch kontrollieren kannst", erzählte sie einmal. Die Verbrecher jagte sie als Marianne Buchmüller ohne Dienstwaffe. "Weil ich meinen Kindern nicht erklären wollte, warum die Mutti tagsüber Toleranz predigt und abends im Fernsehen mit der Knarre herumfuchtelt."
Ihre große Liebe galt schon immer dem Theater, Bühnen-Auftritten kann sie oft mehr abgewinnen: "Beim Theater steht man mehr in der Verantwortung. Da fühle ich mich erwachsen, denn ich muss für meine Fehler einstehen", sagte sie vor einigen Jahren in einem Interview. "Unser Beruf ist herabgesunken. Sportler und Models nennen sich plötzlich Schauspieler. Das kränkt mich. Früher wurde unser Beruf anders eingeschätzt", bedauerte sie. In fast allen großen Frauenrollen stand Heesters auf der Bühne: Sie gab das Käthchen in "Der Widerspenstigen Zähmung", mimte die Lady Macbeth ebenso wie die Maria Stuart, übernahm die Titelrollen in Kleists "Penthesilea" und Shaws "Die heilige Johanna".
Vater "Jopie" ein Star, die Mutter Louise Ghijs eine Operettensängerin und Schauspielerin - der Weg ins Rampenlicht war für die junge Nicole naheliegend. Aufgewachsen ist die gebürtige Potsdamerin mit ihrer Schwester Wiesje vor allem in Österreich - bei der Mutter und einem Vater, der "wunderbar normal" war, wie Heesters mal sagte. Operette und Theater seien kein Thema gewesen. "Mein Vater saß ja auch nicht mit Zylinder und weißem Schal am Frühstückstisch." Mit anderen Kindern studierte sie als Regisseurin Stücke ein, bevor sie überhaupt ein Theater besuchte. "Ich war schon zwölf, als ich zum ersten Mal eine Bühne sah."
Mit 16 Jahren erhielt Heesters 1953 ihre erste Filmrolle ("Ich und meine Frau"), im selben Jahr debütierte sie am Wiener Volkstheater und wurde daraufhin von Karl Heinz Stroux an das Düsseldorfer Schauspielhaus verpflichtet. Die am Max-Reinhardt-Seminar ausgebildete Schauspielerin trat in den großen Häusern im deutschsprachigen Raum auf und arbeitete mit renommierten Regisseuren wie Peter Zadek zusammen. Boy Gobert holte sie 1972 an das Hamburger Thalia-Theater, 1980 wechselte sie mit ihm an die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin.
Im Fernsehen machte sich Heesters dagegen zunächst rar, erst seit den 1990er Jahren nahm sie häufiger TV- und Kinorollen an. "Ich bin sehr anspruchsvoll und halte nicht viel von der lustigen Gaudiwelt im Fernsehen", beschrieb sich Schauspielerin einmal. Über sich selbst sagt sie: "Ich gelte als harsch und streng. Das mag oft stimmen." Mit Tochter Saskia Fischer, ebenfalls Schauspielerin, stand Heesters schon gemeinsam vor der Kamera. Aus der Ehe mit Bühnenbildner Pit Fischer, mit dem sie bis zu dessen Tod 2010 verheiratet war, stammt auch Sohn Johannes.
Vor der Kamera sah man Heesters in den vergangenen Jahren etwa in der ARD-Serie "Großstadtrevier" und im Kinofilm "Lou Andreas-Salomé", sehr viel häufiger war die Grande Dame des Theaters auf der Bühne zu erleben. Ebenso als Preisträgerin, auch in der jüngsten Vergangenheit: Für ihre Rolle in "Bernarda Albas Haus" am Mannheimer Nationaltheater erhielt sie 2014 beim Fadjr-Theaterfestival im Iran den Preis als beste Schauspielerin. Mit 77 wurde sie in Düsseldorf für ihre Bühnenleistungen mit dem Louise-Dumont-Goldtopas geehrt - die älteste Auszeichnung für Schauspielerinnen im deutschsprachigen Theater.
Am Düsseldorfer Schauspielhaus hatte sie einst auch Ehemann Pit kennengelernt. Dort übernahm Heesters 2015 die Rolle der Staatsanwältin in Ferdinand von Schirachs "Terror". Bei einem Treppensturz zog sich die Schauspielerin im vergangenen Jahr mehrere Brüche zu und musste in einigen Vorstellungen vertreten werden. Zwei Wochen nach ihrem 80. Geburtstag steht das Gerichtsdrama wieder auf dem Spielplan - und Heesters wieder dort, wo sie so gerne ist: auf der Bühne. Wie einst Vater "Jopie", der noch mit 106 im Theater auftrat.