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Radikalisierung: Theaterstück in Hof über Salafisten

David G. aus Kempten geht nach Syrien, zieht für den IS in den Kampf und stirbt. Das Junge Theater in Hof fragt in einem neuen Stück: Was geht in jungen Menschen vor, die für ihre Religion sterben wollen?

09.06.2016, 14:01

Hof (dpa) - Hunderte junge Salafisten sind aus Deutschland nach Syrien in den Kampf gereist - nun zeichnet ein Jugend-Theaterstück den Weg der Radikalisierung nach.

Die Gesellschaft ist überfordert mit dem Phänomen der radikalisierten Kämpfer und damit, die Hintergründe zu verstehen, sagte der Leiter des Jungen Theaters Hof, Bernd Plöger, der Deutschen Presse-Agentur. Plöger ist auch Autor und Regisseur des Einpersonenstücks Dschihad One-Way, das am 10. Juni Premiere hat. Aufhänger des Stücks ist die Radikalisierung und der Tod von David G. aus Kempten, der als selbst ernannter Gotteskrieger in Syrien starb. Sein Fall erlangte bundesweit Aufmerksamkeit.

Der Salafist, ein deutscher Jugendlicher, war zum Islam konvertiert und starb im Kampf für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Plöger recherchierte im Umfeld von David G., sprach mit Lehrern, Mitschülern und zum Beispiel dem Jugendamt.

Das Ergebnis: eine mobile Produktion. Schulen und andere Institutionen können sie buchen. Wir stellen die Frage nach dem Wie: Wie radikalisiert sich jemand, welche Schritte gibt es da?, sagte Plöger über das Stück, das in Zusammenarbeit mit dem Theater Kempten entstand. Wir stellen die verschiedenen Erklärungsmuster nebeneinander. Einfache Antworten - die radikale Islamisten ebenso benutzten wie manche Medien - will Plöger vermeiden. Die Antwort auf die Warum-Frage müsse man schuldig bleiben. Wir können nicht in die Köpfe derer schauen, die umkommen.

Dem Bundesinnenministerium zufolge reisten nach aktuellem Stand rund 810 Männer und Frauen aus Deutschland zum Kämpfen in Richtung Syrien oder Irak. Fünf Prozent davon waren zum Zeitpunkt ihrer ersten Ausreise minderjährig. Dem bayerischen Innenministerium liegen nach eigenen Angaben Erkenntnisse zu 86 Islamisten aus dem Freistaat vor, die in Richtung Syrien oder Irak gereist sind, dies planen oder dort agierende islamistische terroristische Organisationen unterstützen.