Rebellen retten den Rock ’n’ Roll

In Berlin tobt seit gestern die Rebellion – und das für mindestens 15 Monate. Denn das Queen-Musical "We will rock you" hat nach Köln und Stuttgart nun auch in der Hauptstadt Premiere gefeiert. Wer im Theater des Westens Platz nimmt, geht auf eine Reise in die Zukunft, in der Aufständische den totgeglaubten Rock ’n’ Roll retten.

Von Elisa Sowieja

Berlin. Da sieht man mal, wohin uns dieser ganze Casting-Quatsch führt: Im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert ist handgemachter Rock ’n’ Roll nur noch ein Mythos. Instrumente sind verboten, Musik kommt ausschließlich aus dem Computer. "Unsere Welt ist Radio Gaga", singt ein Haufen gleichgekleideter, debil grinsender Teenies. Dazu tanzt der Einheitsklumpen eine Einheits-Choreografie, die von Detlef D! Soost persönlich stammen könnte. Eine echte Horror-Fiktion, in die uns das Queen-Musical "We will rock you" da eintauchen lässt.

Aber Rettung naht, und zwar in Person von Galileo und seiner Freundin Scaramouche. Sie sind anders als die anderen – Individuen eben. Die beiden wollen raus aus dem Einheitszwang. Aus voller Kehle singen sie: "I want to break free". Dabei sind sie ihrem Ziel schon näher, als sie denken.

Denn Galileo hört in seinen Träumen Texte, die er nicht zuordnen kann. Texte, die bei ihm manche Fragen aufwerfen: Wann ist denn nun ein Mann ein Mann? Was ist ein Rolling Stone? Wer wohnt im Tokio Hotel? Und vor allem: Who the f... is Alice?

May und Taylor als musikalische Leiter

Während Galileo noch gar nicht weiß, dass er von längst vergessener handgemachter Musik träumt, ist ihm die Geheimpolizei schon auf der Spur. Aber davon lassen sich er und sein "Baby" nicht abschrecken. Denn glaubt man den Erzählungen der rebellischen "Bohemians", hat eine Band namens Queen einst das Horror-Szenario kommen sehen und vorsorglich eine E-Gitarre versteckt, um den Rock’n’ Roll zu retten... Queen haben zu "We will rock you" viel mehr als nur ihre Welthits beigesteuert. Brian May und Roger Taylor sind die musikalischen Leiter der Inszenierung.

Für Drehbuch und Regie ist Ben Elton verantwortlich: Ein Mann, der in England als Comedian gefeiert wird. Und das merkt man der Inszenierung an, beispielsweise durch die ständigen Anspielungen auf Skandale und Skandälchen der Musikwelt. Da die englische Inszenierung an das deutsche Publikum angepasst wurde, kommen hier auch heimische Sänger wie Daniel Küblböck nicht ungeschoren davon.

Zu viel haben die Beteiligten an der Inszenierung also nicht versprochen: Sie rocken das Publikum!